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Conor Oberst & The Mystic Valley Band @ Arena. Ein Konzert zum Solo-Ausflug. Ohne einen einzigen Bright Eyes-Verweis. Der Wunderknabe scheint aufgeräumt. Und prompt entzaubert.

Warum Conor Oberst dieser Tage nicht mehr Bright Eyes ist, stattdessen unter eigenem Namen ein selbstbetiteltes Solo-Album veröffentlicht und gemeinsam mit The Mystic Valley Band auf Konzertreise geht, darüber bin ich mir immer noch nicht im Klaren? Mike Mogis und Nate Walcott seien inzwischen fixe Bestandteile von Bright Eyes, so die Begründung von Oberst. Und Ersterer fehlte diesmal eben. Nun dachte ich, Oberst und Bright Eyes, das wäre ein und dasselbe. Folglich auch die Verwirrung, wenn nicht ohnehin allerorts, dann wenigstens meinerseits. Was nichts daran ändert, dass die ganz große Wirkung von Oberst - egal unter welchem Namen - auf mich nach seinem ersten halben Dutzend durchwegs besonderer Alben doch merklich nachgelassen hat. Begonnen hat es mit dem 2007er-Nachfolger zum großartigen 2005er-Doppelschlag. Dabei war ich damals noch davon überzeugt, dass "Cassadaga" nicht zum Bruch führen würde. Tat es dann aber doch. Auch deshalb, weil sich das vorliegende (Solo-) Werk als ebenso halbgare Fortsetzung dessen erweist. Phasenweise unverkennbar genial, in Summe dann aber doch bloß guter Durchschnitt. Nicht mehr, ohne dem liebgewonnenen Gestern wohl sogar weniger.

Conor OberstDer Nachmittag vor dem ersten Wien-Gastspiel von Conor Oberst ohne Bright Eyes soll für ihn und seine fünfköpfige The Mystic Valley Band - inklusive erwähntem Nate Walcott - ein besonders schwieriger gewesen sein: "Tourbus kaputt in Zagreb, späte Anreise ohne Instrumente." Was zur Folge hatte, dass nach absolviertem Soundcheck der Einlass in die große Halle der Arena um zwei Stunden nach hinten verschoben werden musste. Von 19 auf 21 Uhr. Folglich konnte der Auftritt des Support-Acts dann auch erst ab halb Zehn über die Bühne gehen. Gar nicht gut, weil allzu spätes Schlafengehen gerade bei schmerzhaft frühem Aufstehen am nächsten Morgen definitiv nicht meins ist. Dementsprechend getrübt war dann auch meine Begeisterung. Woran der etwas belanglose, schlussendlich aber doch recht okaye 40-Minuten-Gig von Sky Larkin auch nichts ändern konnten. Bleibt immer noch die bei Sold-Out-Konzerten gewohnte Hitzeschlacht vor Ort. Zwischendurch mal die Tore öffnen, um für Frischluft zu sorgen. Nein, da lässt man Anwesende lieber dehydrieren.

Conor Oberst trägt dieser Tage seine Haare kürzer. Pilzkopf-Style, wie ein Beatle in den Frühsechzigern. Hinzu kam an diesem Abend ein Outfit, bestehend aus kariertem Hemd, engen Jeans und Cowboystiefel, die er über der Hose trug. Womit er dann auch wie das optische Pendant zur musikalischen Darbietung aussah. Genau: Es durfte countryesk geschrammelt werden. Ganz im Stil des aktuellen Albums, welches den Großteil der 18 Songs umfassenden Setlist ausmachte. Hinzu kamen einige teils auch von Mitgliedern der Begleitband gesungene Bonustracks und die eine oder andere Coverversion. Beispielsweise "Everybody's Talkin'" (u.a. von Harry Nilsson) und "Corina Corina" (u.a. von Bob Dylan). Was in Summe über knapp 100 Minuten ein feines, kurzweiliges Konzerterlebnis ausmachte, wenn auch weit entfernt von dem, was ich bei meinen bisherigen drei Bright Eyes-Konzerten zu Ohren und Augen bekam. Was soll's, Oberst wird zu seiner Experimentierfreudigkeit zurückfinden, interessantere Alben aufnehmen und dann auch wieder berauschend intensive Konzerte zum Besten geben. Mit Rotwein. Statt Wasser.

Conor Oberst & The Mystic Valley Band / Sky Larkin
09.09.2008 - Arena, Wien.


[conoroberst.com] [myspace.com/conoroberst]
[weareskylarkin.com] [myspace.com/skylarkinskylarkin]

[Bright Eyes @ Arena, Wien - 04.03.2005]
[Bright Eyes @ Arena (Open Air), Wien - 23.06.2005]

[Review: Bright Eyes - I'm Wide Awake, It's... / Digital Ash In A Digital Urn]
[Review: Bright Eyes - Cassadaga]