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Vor drei Jahren, bei "Make Believe" konnte ich mich ihrer endlich entledigen. Warum bei "The Red Album" nun wieder alles anders ist? Die alten Weezer sind tot. Lang lebe Weezer.

Weezer: Brian Bell - Patrick Wilson - Rivers Cuomo - Scott Shriner.

Über das fünfte Weezer-Album "Make Believe" gab es im Mai 2005 an dieser Stelle folgendes nachzulesen: "Es mag zwar unglaublich catchy sein und vor radiotauglichen Sha-La-La-Nummern nur so übergehen, ein besonders gutes Album ist ihnen damit aber nicht gelungen. [...] Gegen Ohrwurm-Melodien mit jenem bewussten Schielen in Richtung Kommerz gibt es grundsätzlich auch nichts auszusetzen. Nur in dem vorliegenden Ausmaß ist es einfach zu viel des Guten." Das Thema Weezer schien nach elf Jahren - mit unumstößlichen Lieblingswerken "The Blue Album" (1994) und "Pinkerton" (1996) - abgehakt. Dass es unter Umständen doch einen Weg zurück geben könnte, dafür gab es vergangenes Jahr die ersten Anzeichen. Zuerst Rivers Cuomos herzerweichendes Demo namens "Pig". Geschrieben aus der Sicht eines im Angesichts des Todes stehenden Schweines. Selten so mitgelitten. Ende 2007 präsentierte der Weezer-Vordenker mit "Alone - The Home Recordings" dann noch eine Kollektion mit 18 Demos aus den letzten 16 Jahren. Weezer ungeschminkt, für alle Nerds und Geeks. Und plötzlich war ich wieder einer von ihnen.

Beste Voraussetzungen für die sechste Weezer. Nach dem blauen und grünen nun also ihr drittes unbetiteltes Werk: "The Red Album". Es begann mit einem Aprilscherz von Album-Cover, das voerst niemand erst nehmen wollte. Unmöglich, dass es das sein sollte. Einfachste Photoshop-Montage: Roter Hintergrund, davor Gruppenfoto mit Cuomo im Texaner-Outfit, inklusive Cowboy-Hut und Schnauzer. Mut zur Hässlichkeit, der tatsächlich kein Fake war. Dem coolsten bzw. beschissensten Cover 2008 - man wähle selbst - folgte das Preview zur ersten Single "Pork And Beans", einhergehend mit erstmals aufkeimender Hoffnung, dass es mit der neuen Weezer echt etwas werden könnte. Denn kaum, dass als Gesamtes probegehört, schon hatte sich Cuomos bester Refrain seit Jahren in meinen Gehörgängen festgeklebt. Erinnerungen an jene wunderbar banalen Weezer-Klassiker längst vergangener Tage. Ob das Gerücht stimmt, dass er den Song nur schrieb, weil das restliche Material der Plattenfirma zu unkommerziell war? Egal. "Pork And Beans" konnte nach dem 0,4/10-Debakel von "Make Believe" [>] selbst Pitchfork nicht verreißen. [>]

Weiter ging es mit Acht aus Zehn. Wichtigste Neuerung: Jeder der vier Mitglieder stand mal am Mikro. Mit dabei der Album-Schocker. Keine Frage, "The Greatest Man That Ever Lived" bietet die krassesten sechs Minuten der Weezer-Diskografie. Eine Art Medley im Stile von "Bohemian Rhapsody". Wie ein gesamtes Weezer-Album im Schnelldurchlauf. "And I can't help myself 'cause I was born to shine. If you don't like it, you can shove it. But you don't like it, you love it." Klingt strange, ist es auch. Ich verstehe all jene, die das Stück als "The Worst Song That Ever Lived" abtun [>]. Nichtsdestotrotz: Das gute Stück gefällt. Besser als die letzten beiden Weezer-Alben zusammen. Da verhält es sich wie beim - zugegeben: - banal-nostalgischen "Heart Songs". Der Songaufbau mag fast schon provokant einfach sein, die Klauerei allzu offensichtlich und der Mitgrölfaktor ganz, ganz hoch. Doch was tun, wenn all diese Ohrwurmmelodien einfach nicht mehr aus meinem Kopf entweichen wollen? Okay, dämlichstes Lieblingsalbum des Jahres. "I don’t care, I don’t care, I dont care..."

Weezer: The Red AlbumWeezer
The Red Album
09.06.2008


[weezer.com]
[myspace.com/weezer]

[Review: Weezer - Make Believe]

[UPDATE: RIVERS CUOMO]

"Pork & Beans" Acoustic By Tay Zonday & Brian Bell: