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Es sind die Albernheit, der Fantasiereichtum, das Irritierende, aber auch die stets präsente sanfte Melancholie, die Michel Gondrys "Be Kind Rewind" zu genau dem machen, was man sich erhofft hatte.

Be Kind Rewind: Jack Black - Danny Glover - Mos Def.

Das cineastische Treiben eines Michel Gondry mag man. Oder eben nicht. Dazwischen bleibt nur wenig Platz. Da ist dieser unglaubliche Einfallsreichtum. Da ist diese unglaubliche Spontanität. Da ist vor allem aber diese unglaublich naive Herangehensweise. Da ist es dann auch keine Ausnahme, wenn zu Drehbeginn das fertige Drehbuch fehlt. Und wenn doch vorhanden, dann bleiben immer noch die Geistesblitze, die dem Meister während des Screenings kommen, die natürlich sofort in die Tat umgesetzt gehören. Soetwas kann eine Filmcrew in den Wahnsinn treiben, aber auch den Horizont so manchen Schauspielers übersteigen. Da steht dann einer wie Jack Black, ein großer Verehrer von Gondry, und hat nicht die geringste Ahnung worüber dieser gerade redet. Was nicht dagegen spricht, das vermeintliche Wirr-Warr trotzdem für unendlich cool zu befinden. Einem Genie hat man zuzustimmen, dem widerspricht man nicht. Erst recht nicht, wenn dieses Genie es war, das vor vier Jahren einen solch unkonventionellen und dabei wirklich emotionalen Liebesfilm wie "Eternal Sunshine Of The Spotless Mind" auf die Kinoleinwand gezaubert hat.

Die Idee zu "Be Kind Rewind" - seinem inzwischen vierten Langspielfilm - kam Gondry während des Drehs zum 2006er-Streifen "Dave Chappelle's Block Party". Zuerst, weil diese Doku zu einem Gratis-Open-Air-Konzert mitten in NYC - mit Kanye West, Erykah Badu, Mos Def und der Reunion der Fugees - bloß auf einem Straßenblock über die Bühne ging. Aber auch, weil US-Starkomiker Chappelle - Namensgeber und Moderator der Veranstaltung - doch so gerne mal in einem "richtigen" Gondry-Streifen mitspielen wollte. Und dafür dem französischen Filmemacher auch gleich eine Anregung vorlegte. Wie wäre es mit einem Remake? Noch besser: Wie wäre es gleich mit mehreren Remakes? Beispielsweise "Driving Miss Daisy" (1989), "Rush Hour 2" (2001) und "Boyz N The Hood" (1991). Allesamt verpackt in einem einzigen Streifen. Inspiration genug, um bei einem bekannterweise um Verrücktheiten nie verlegenen Kreativling wie Gondry offene Türen einzurennen.

Daraus geworden ist "Be Kind Rewind", die Geschichte von jener gleichnamigen kleinen Videothek in Passaic, New Jersey. Eine, die ihrem Namen noch alle Ehre macht. Keine DVD's, ausschließlich VHS-Kassetten. Inhaber ist der altmodische Mr. Flechter (Danny Glover), sein gutmütiger Gehilfe Mike (Mos Def, nicht wie ursprünglich geplant Dave Chappelle), dessen chaotischer Freund Jerry (Jack Black). Als sich Ersterer auf Geschäftsreise begibt, macht Zweiterer den Fehler, magnetisierten Dritteren nach versuchtem Sabotageakt im Kraftwerk in den Laden zu lassen. Die Folge: Alles gelöscht. Auf keiner der Kassetten ist noch etwas zu erkennen. Die Notlösung: Mike und Jerry drehen die Filme nach. Dabei entstehen neben bereits erwähnter auch Remakes von "Ghostbusters" (1984), "RoboCop" (1987) und "The Lion King" (1994), deren neue, stark verkürzte Versionen prompt zum Verleihschlager werden. Hört sich skurril an, ist es auch. Erzählerische Grenzenlosigkeit, die eigentlich unmöglich umsetzbar. Trash par excellence, wie gemacht zum Scheitern. Was wohl passiert wäre, hätte man es nicht mit einem Original-Gondry zu tun. Einem, wo im Geiste des Films auch gleich eine Sweded-Version des Trailers mitgeliefert wird. Mit Michel Gondry in der Hauptrolle. Und eben nur Michel Gondry...



Be Kind RewindBe Kind Rewind
Regie: Michel Gondry.
Mit Jack Black, Mos Def, Danny Glover.
25.04.2008


[bekindmovie.com] [imdb.com]