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Wirklich gern haben, nein, das kann ich dieses verstörende "Oil!"-Epos nicht. Nichtsdestotrotz zeige ich mich beeindruckt. Schwer beeindruckt. Wenn da mal nicht ein Oscar-Regen bevorsteht.

There Will Be Blood: Paul Dano - Daniel Day-Lewis.

Ein Film, der einem schon Angst machen kann. Und das, noch bevor man ihn überhaupt zu Augen bekommen hat. Allein wegen der Vielzahl an Auszeichnungen, mit denen der allerorts als Meisterwerk gehandelte Streifen bereits gehuldigt wurde: ASC, BAFTA, LAFCA, NSFC, NYFCC. Was auch immer diese Kürzel bedeuten, es sind längst nicht alle Awards. Hinzu kommen ein Golden Globe und acht Nominierungen bei den anstehenden Academy Awards, darunter "Best Picture", "Best Director" und "Best Actor". Und es wäre eine Riesenüberraschung, würde dabei nicht auch der eine oder andere Oscar herausschauen. Doch nicht nur die Kritiker verfallen in Lobhudeleien. Auch der "normale" Kinobesucher zeigt sich begeistert. Ein Beweis: #18 in den Top 250 der IMDb. User Rating: 8.8/10. Stand: 24.000 Votes. Und all das bei einer "story about family, greed, religion, and oil, centered around a turn-of-the-century prospector in the early days of the business." Wären da nicht Paul Thomas Anderson, Daniel Day-Lewis, Jonny Greenwood, ich weiß nicht...

Und da saß ich nun im verdunkelten Kinosaal. Mit all meinen Vorbehalten. Mit dem unguten Gefühl, dass ich mich bei "There Will Be Blood" mit seiner Überlänge von 158 Minuten fadisieren könnte. Es sollte eine Weile dauern bis erstmals ein Wort fiel: "The first line of dialogue is not spoken until 11 minutes and 33 seconds into the film." Knapp zwölf Minuten, die mich staunen ließen, infolge derer genau dieses Staunen auch nicht nachließ. Und das, obwohl die dargebrachte Geschichte grundsätzlich nicht meins ist. Was Regisseur Paul Thomas Anderson hier allerdings auf die Leinwand zaubert, ist - unabhängig vom Inhalt - schlichtweg zum Staunen. Ein gewichtiger Anteil dessen ist natürlich der unglaublich intensiven Darstellung von Daniel Day-Lewis beizumessen. Der Mann für extreme Rollen. Wofür es auch keinen Besseren gibt. Man erinnere sich an "Gangs Of New York". Ebenso ein Monster von Film, ohne Day-Lewis' "Bill The Butcher" aber wohl nur die Hälfte wert.

Eine Tatsache, die auch bei "There Will Be Blood" zutreffen könnte, Andersons Bestreben, den Mut des Filmemachers sich an einem vermeintlich angestaubten Genre auszuprobieren, allerdings nicht schmälern soll. Da wird er mit "Boogie Nights", "Magnolia" und "Punch-Drunk Love" zum Kritiker/Cineasten-Liebling und lässt danach fünf Jahre nichts von sich hören um sich dem tragischen Treiben eines besessenen Öl-Mannes zu widmen. Mutwilliges Zerstören einer Karriere, meinen die Einen, ein wahrer Künstler, der sich keine Grenzen setzt, stattdessen versucht immer neue Hürden zu nehmen, die Anderen. Und so soll Anderson jede Nacht während des Drehs "The Treasure Of The Sierra Madre", den Oscar-prämierten Goldgräber-Streifen aus dem Jahr 1948 - von John Huston, mit Humphrey Bogart - studiert haben. Für viele einer der Wichtigsten dieses Filmgenres, 2007 vom American Film Institute zur #38 der besten Filme aller Zeiten gewählt, in der IMDb als #54 gelistet. Wenn es allein danach ginge, hätte Anderson also sein erklärtes Vorbild übertroffen. Einen "Klassiker des Abenteuergenres, der exemplarisch das Scheitern des Bemühens um sicheren materiellen Besitz schildert." There was blood... "I'm finished."

There Will Be BloodThere Will Be Blood
Regie: Paul Thomas Anderson.
Mit Daniel Day-Lewis, Paul Dano, Kevin J. O'Connor.
15.02.2008


[paramountvantage.com/blood] [imdb.com]
srocca - 16. Feb, 12:01:
Paul Dano
Positiv aufgefallen ist mir auch Paul Dano, der Darsteller der Brüder Paul/Eli Sunday. Seine Darbietung des durchgeknallt-ekstatischen Predigers gehörten mit zu den Höhepunkten des Films. 
wasix - 17. Feb, 10:29:
jaja, der nietzsche-lesende weltverweigende aus "little miss sunshine". zweifelsohne eine bemerkenswerte darstellung, die er in "there will be blood" abliefert. besonders hervorzuheben: sein solo in der kirche, und natürlich das grande finale...

auch interessant:
"In an interview on the National Public Radio program "Fresh Air with Terry Gross," Paul Dano told Gross that he had originally been cast in the much smaller role of Paul Sunday, Eli's brother, and another actor had been cast as Eli. However, after Dano had already started filming his one scene as Paul Sunday, Paul Thomas Anderson decided to replace the actor playing Eli. Anderson then asked Dano to play Eli Sunday (a much bigger role) as well as Paul Sunday, and they decided to change the film to make the brothers identical twins. Anderson asked Dano to play Eli on a Thursday, and filming for the role began four days later, on the next Monday. Daniel Day-Lewis, by contrast, had a whole year to prepare to play Daniel Plainview." [>]