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Post-Punk, New Wave, Electro-Garage. Klingt nach zu viel Retro, zu wenig Neuem, folglich Verzichtbarem. Wäre da nicht dieser gewisse Charme von These New Puritans und "Beat Pyramid".

These New Puritans

Vier Teenager - drei Jungs und ein Mädchen - machen Musik. Soweit nicht wirklich außergewöhnlich. Auch nicht, dass jene Formation aus Southend-on-Sea in britischen Gazetten nach drei Singles/EP's, zwei Compilation-Beiträgen und noch vor Veröffentlichung ihres Albumdebuts bereits als "Next Big Thing" gehandelt wird. Was hellhörig macht. Allerdings nicht unbedingt im positiven Sinn. Das riecht schon verdammt nach üblichem Inselhype. Haben wir jedes Jahr unzählige Male, werden dabei auch fast ebenso oft herb enttäuscht. Warum man in "Beat Pyramid" trotzdem reinhören sollte, gerade von These New Puritans angetan sein darf? Dazu ein Zitat aus der Spex: "Ihre Musik ist schlau, originär und unbändig. Klassische Rhythmusfolgen werden ständig unterlaufen, die Band entkernt auf puristische Weise Rockmusik. Stakkatohafte Drums und abgehacktes Gitarrenspiel werden von elektronischen Spielereien begleitet. Man merkt, sie beherrschen ihre Instrumente nicht besonders, dafür haben sie neue Ideen." Klingt nicht schlecht, sollte einen Versuch wert sein.

"Elvis" ist schuld. Wäre mir Ende vergangenen Jahres die Vorab-Single - zugleich Prototyp - zum angekündigten Album nicht untergekommen, vielleicht hätte ich mich auf den zweifelsohne gewöhnungsbedürftigen, weil ungemein schroffen, fast schon durchgeknallten Sound von These New Puritans nie eingelassen. Ist dieser doch nicht unbedingt etwas für jene, die sich - mit fortschreitendem Alter vermehrt - gediegener Berieselung hingeben. Ihnen deswegen den Vorwurf zu machen, sie würden nerven, sich als allzu offensichtliche Mischung aus The Fall und Bloc Party präsentieren, ist übereilt. Man sehe es positiv: Hier hat eine junge Band frühzeitig erkannt, dass die abgedrehtesten Soundexkursionen nutzlos sind, wenn in den entscheidenden Momenten nicht auch ein Hauch von Eingängigkeit durchklingt. Und diese Erkenntnis wird auf "Beat Pyramid" ausgenützt. Nicht ausschließlich. Jedoch unüberhörbar oft. Das Wichtigste: These New Puritans verstehen damit zu überzeugen.

Jack und George Barnett, Thomas Hein und Sophie Sleigh-Johnson mögen das mit den Einflüssen anders sehen. Bloc Party kennt man. The Fall wohl auch. Allein des Bandnamens wegen. Wenn man sich allerdings schon unbedingt auf jemanden berufen muss, dann können dabei durchaus auch Namen wie Wu-Tang Clan oder Roots Manuva fallen. Auf der eigenen myspace-Seite verweist man auf eine Mischung aus Live-Elektronik, Big Beat und Shoegaze. Und folgende bedeutungsschwangere Litanei: "global flooding, beat Pyramidd, gold (Au), Black ChineY, chainmail + samplers, El-B, infinity, Faith No More, MY Blooy Valentine, william the conqueror, text, s-reich, dr feelgood, compression, n-o-w, zappa, st michael, gareth jones, keren cytter, The Cockfighter, no bra,. sports&cars, book of haggai, J DILLA meets joh n dee OO, USA." Wie auch immer. Mit "Beat Pyramid" ist These New Puritans ein herrlich naiv lärmendes, alles andere als leicht zugängliches, dafür umso einfallsreicheres Album gelungen. In dessen Kürze die Würze liegt. Gerade mal 35 Minuten lang. Mehr ist nicht notwendig. Mehr würde man auch gar nicht aushalten.

These New Puritans: Beat PyramidThese New Puritans
Beat Pyramid
11.02.2008


[thesenewpuritans.com]
[myspace.com/thesenewpuritans]