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Wes Anderson und die etwas andere Familiengeschichte. Ausgereizter Filmstoff? Nicht so bei "The Darjeeling Limited". Hollywood meets Bollywood. Komik meets Tragik. Und doch soviel mehr.

The Darjeeling Limited: Adrien Brody - Jason Schwartzman - Owen Wilson.

Zuerst ist da dieser Vorfilm: "Hotel Chevalier". Ein 13-minütiger Prolog zum neuen Streifen von Wes Anderson. Vom Meister selbst bereits 2005 in bloß zweieinhalb Tagen abgedreht und via eigenem PC fertiggestellt. In den Hauptrollen: Jason Schwartzman und Natalie Portman. Der Plot handelt im Zimmer 403 eines Pariser Hotels. Jack - optisch nahe dran an Lee Hazlewood - bekommt einen Anruf von seiner Ex-Freundin. Gerade in Paris angekommen, informiert ihn diese - optisch nahe dran an Jean Seberg -, in einer halben Stunde in seine Suite zu kommen. Eilig beseitigt Jack Chaos und wechselt Outfit. Vom gelben Bademantel zum Anzug. Die Schuhe erspart er sich. Soetwas braucht Jack nicht. Es folgt, was folgen muss: Das Tete-a-tete. Mit der bislang freizügigsten Natalie Portman. Und einem Song, der einen noch verfolgen wird: "Where Do You Go To (My Lovely)" von Peter Sarstedt. Es ist tatsächlich so: "You really need to see the short to get the whole picture." [>]

Denn auch im darauffolgenden, 90-minütigen Hauptfilm spielt Jack eine der tragenden Rollen. Geimeinsam mit seinen Brüdern Peter (Adrien Brody) und Francis (Owen Wilson). Ein vollkommen ungleiches Trio. Da ist das Nesthäkchen, der liebestolle Barfüßer und überzeugte Schnauzbartträger. Hinzu kommt der Hypochonder und zukünftige Vater, welcher sich eigentlich scheiden lassen wollte. Und zu guter Letzt der Älteste der Whitman-Brüder, der Organisator und Oberchecker, gezeichnet mit einbandagiertem Kopf vom Motorradumfall. Gesehen und gesprochen hat man sich schon ein Jahr nicht mehr. Genauer seit dem Tod des Vaters. Auf dessen Beerdigung wiederum die Mutter (Anjelica Huston) fehlte. Und weil diese inzwischen in einem indischen Kloster lebt, machen sich die drei Brüder auf die von Francis' minutiös geplante Suche nach ihr. Eine als spiritueller Trip getarnte Zugreise. Im "Darjeeling Limited" quer durch Indien. Wobei so manch irrwitziges Ereignis nicht ausbleiben darf. Mit im Spiel: Eine Giftschlange, eine Boardstewardess, Medikamentenmissbrauch und eine Dose Pfefferspray. Nicht zu vergessen die elf Louis Vuitton-Koffer.

Die herrlich versponnene Welt des Wes Anderson, die man bereits in Filmen wie "Rushmore" (1998), "The Royal Tenenbaums" (2001) und "The Life Aquatic With Steve Zissou" (2004) schätzen und lieben gelernt hat, findet in "The Darjeeling Limited" die unverkennbare, wenn auch unerwartete Fortsetzung. Anderson macht weder herkömmliche Filme, noch füllt er diese mit ebensolchen Inhalten. Die einzige Konstante bleibt seine altbewährte Schauspielerriege - man beachte in einer kleinen Nebenrolle Bill Murray als "The Businessman" -, welche diesmal um Adrien Brody bereichert wurde. Ansonsten weiß auch "The Darjeeling Limited" mit ganz und gar Unberechenbarem zu glänzen. Mit einem kunterbunten, realitätsfremden und bekloppt wirkenden Mix aus zauberhaft melancholischer Grundstimmung, reduziertem, dabei aber doch facettenreichem Drumherum und herrlich absurder Situationskomik. Wes Anderson, der Mann für die etwas anderen Visionen. Und handelt es sich dabei auch nur um drei Brüder und ihre Zugreise durch Indien. Skurrilität auf höchstem Niveau.

The Darjeeling LimitedThe Darjeeling Limited
Regie: Wes Anderson.
Mit Owen Wilson, Adrien Brody, Jason Schwartzman.
04.01.2008


[foxsearchlight.com/thedarjeelinglimited] [imdb.com]

[Review: The Life Aquatic With Steve Zissou - Regie: Wes Anderson]