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Ein neues Broken Social Scene-Album. Aber auch wiederum nicht. Und eigentlich doch. Denn Kevin Drew hat eine Soloplatte gemacht, präsentiert "Spirit If..." allerdings unter dem Band-Deckmantel.

Kevin Drew

Kevin Drew hat es also getan, seine Ankündigung wahr gemacht, längst Überfälliges in die Tat umgesetzt. Er hat sein erstes Soloalbum aufgenommen. Wobei er dann aber doch nicht wagen wollte, die Band, dessen Gründer, Sänger (unter vielen) und Ringleader er ist, so einfach links liegen zu lassen. Nein, die Indie-Supergroup aus Toronto wird bei diesem vermeintlichen Alleingang nicht ignoriert. Vielmehr frönt Drew richtiggehend seinem bisherigen Schaffen und macht BSS zu einem allgegenwärtigen Bestandteil auf "Spirit If...". Das beginnt bei der Namensgebung. Das ist auch bei der Gästeliste so. Alle - zumindestens ganz viele - waren sie am Entstehungsprozess dieser Platte beteiligt. Die üblichen Verdächtigen aus dem BSS-Orbit. Inklusive Feist. Inklusive Amy Millan und Evan Cranley von The Stars. Inklusive Emily Haines und James Shaw von Metric. Inklusive der beiden Co-Produzenten Ohad Benchetrit und Charles Spearin von Do Make Say Think. Was unüberhörbar ist. Wüsste man es nicht besser, "Spirit If..." ginge problemlos als Fortsetzung der BSS-Diskografie durch.

Wer erwartet hat, dass Kevin Drew mit dieser Platte im Stande sei, die Gestirne des Musikhimmels neu anzuordnen, könnte beim ersten Durchgang von "Spirit If..." etwas enttäuscht sein. Denn im Grunde wird man mit Altbekanntem - wenn auch unendlich Liebgewonnenem - bedient. Drew klingt nach BSS. So sehr, dass man überrascht ist. Soviel Ähnlichkeit hat man dann doch nicht erwartet. Um die feinen, kleinen Unterschiede zum zuletzt Gehörten seiner Hauptband ausmachen zu können, bedarf es schon mehrmaligem, genauerem Hinhören. Was dazu führen könnte, dass einem "Spirit If..." in seinen ungestümen Momenten ein wenig krachiger, in seinen intimen Momenten einen Hauch zerbrechlicher, in Summe allerdings nicht ganz so wahnsinnig erscheint. Sofern man denn überhaupt darauf aus ist irgendwelche Unterschiede auszumachen. Man könnte "Spirit If..." auch einfach als solches hinnehmen, was es zweifelsohne ist: Spannend, intensiv, ausufernd, komplex. Voll unerschöpflichem Ideenreichtum. Einwandfrei, Mr. Drew.

Allzu hochgesteckte Erwartungen hin, allzu offensichtliche Ähnlichkeiten her. Eines ist sicher: Mit "Spirit If..." ist Kevin Drew ein traumhaft schönes Herbstalbum gelungen. Eine gar nicht mal unwesentliche Begleiterscheinung dabei: Es verfolgt einem beim Hören dieser Platte nie das Gefühl, Drew wollte damit unter allen Umständen das bisherige Schaffen von BSS in den Schatten stellen. "Spirit If..." wirkt alles andere als aufgesetzt oder gar erzwungen, vermittelt eher den Eindruck eines relaxten Soloausfluges eines Musikers, der endlich mal Alleinverantwortung übernehmen wollte, ohne allerdings dabei Vergangenes seiner Perspektive zu berauben. Auch wenn ein neues BSS-Album wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen wird. Ist "Spirit If..." doch erst der Startschuss einer bevorstehenden Reihe, "the first in an eventual series entitled "Broken Social Scene Presents...", with each album in the series being a particular member's solo efforts, assisted by fellow Scene members." Brendan Canning arbeitet bereits mit Hochdruck an Teil 2.

Broken Social Scene Presents Kevin Drew: Spirit If...Broken Social Scene Presents Kevin Drew
Spirit If...
24.09.2007


[arts-crafts.ca/kevindrew]
[myspace.com/kevindrewspiritif]

[Review: Broken Social Scene: You Forgot It In People]
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