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Fantasy Filmfest 2007 in Stuttgart, die Vierte. Auf dem ersten Blick B-Movie-Horror inmitten Fifties-Idylle. Beim genaueren Hinsehen jedoch die witzigste Satire des Jahres. "Fido" macht's möglich.

Billy Connolly sieht jung aus für seine 64 Jahre. Trotz ergrautem Haupthaar. Vielleicht liegt es am Victor-Emanuel-Bärtchen, warum Connolly in seinen Fünfzigern stehengeblieben scheint. Vielleicht aber auch daran, dass er immer schon machte, wonach ihm gerade war. Einen wie William "Billy" Connolly auf ein Genre festzunageln, ist unmöglich. Der gebürtige Schotte war bereits als Musiker, Komiker und Schauspieler tätig. Letzteres nicht nur in Rollen als komischer Kauz ("Lemony Snicket"), sondern auch als Charakterschauspieler. Bekanntestes Beispiel abseits der Nebenrolle in "The Last Samurai" war sein Auftritt mit Judi Dench in dem Oscar-nominierten "Her Majesty, Mrs. Brown". Dazwischen hatte der gestandene Mime sogar die Ehre im bislang vorletzten TV-Film von "Columbo" einen der stets namhaften und schlussendlich doch nicht so gewieften Mörder zu spielen. Doch nun die Krönung seiner Schauspielkunst. Und das, ohne auch nur ein Wort über die Lippen bekommen zu haben. In der Rolle eines Zombies. Nicht irgendeinen. Denn Billy Connolly ist Fido.

Carrie-Anne Moss und Billy Connolly in "Fido""Als hätte sich ein Hauch von Romero breit gemacht in der sauber-artifiziellen Welt von "Pleasantville", finden sich im Mittelpunkt dieser "Zom-Com" ein braver Vorstadtjunge und sein Haustier, ein Zombie namens Fido, den der kleine Timmy Robinson brav an der Leine hält - ein bester Freund, wie er im Buche steht. Alles wäre Friede, Freude, Eierkuchen, wäre da nicht der Umstand, dass Fido nicht nur die unbefriedigte Mama glücklich macht, sondern in einem Moment der Unachtsamkeit auch noch einen Nachbarn um die Ecke bringt und damit eine Epidemie auslöst, die die suburbane Ordnung im sauberen Willard empfindlich stört. Es fällt nicht schwer, zu erkennen, dass hier Romeros fast domestizierter Zombie-Bub aus "Day Of The Dead" Pate für das Konzept stand. Davon abgesehen überrascht "Fido" aber mit einem ganz neuen Ansatz: Weg aus der Schmuddelecke, wo vorzugsweise Gedärm gemampft wird, bietet dieser herrliche Bloody-Zombie-Fun als bitterböse Parodie auf Konformität und gesellschaftliche Gleichschaltung intelligente Kinounterhaltung, die selbst horrorphobe Moralapostel Blut lecken lassen dürfte." [fantasyfilmfest.com]

Neben erwähnter Fido-Besetzung hat auch der restliche Cast dieser Horrorkomödie durchaus Bemerkenswertes zu bieten. Da wären Carrie-Anne Moss und Dylan Baker als Mutter und Vater Vorstadtspießer, der 14-jährige K'Sun Ray als deren Sohn und Intimfreund des mittels Halsband gezähmten Haus-Zombies, sowie in einer der zahlreichen obskuren Nebenrollen Tim Blake Nelson als lüsterner Zombie-Girlie-Besitzer. Dazu kommt mit Andrew Currie ein Regisseur, der gemeinsam mit Co-Drehbuchautor Robert Chomiak einen gleichermaßen liebevoll in Szene gesetzten, aberwitzigen und wunderbar provozierenden Film erschaffen hat. Nicht ganz so von derbem Humor geprägt wie das vergleichbare "Shaun Of The Dead", dafür hinsichtlich Geschichte und Ausführung noch einfallsreicher und skurriler. Oder hat man es in der Filmgeschichte schon mal im Lassie-typischen Umfeld mit einer dermaßen "bissigen" Satire wie "Fido" zu tun bekommen. Wohl kaum. In diesem Sinne, lasset uns alle anstimmen: "In the brain and not the chest. Head shots are the very best."

FidoFido
Regie: Andrew Currie.
Mit Billy Connolly, Carrie-Anne Moss, K'Sun Ray.
Fantasy Filmfest 2007 (OF)


[fidothefilm.com] [imdb.com]