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Meg und Jack als "Pearly King & Queen"? Oder gar als Liberace-Doubles? Wie auch immer. Es darf wieder Rot-Weiß-Schwarz getragen und gewohnt grob-bissig gebluesrockt werden.

White Stripes: Meg & Jack WhiteEs soll Leute geben, die halten "Get Behind Me Satan" für das schwächste der ersten fünf Alben der White Stripes. Zugegeben: Diese Platte war anders. Vor allem anders als der übermächtige Vorgänger "Elephant". Weniger zugänglich. Aufgrund des schrägen Klaviergeklimpers um einiges versponnener. Was im Falle der White Stripes kein Einfaches, für Querdenker Jack White allerdings kein Problem war. Der Mann scheint vor Ideen überzukochen. So sehr, dass er sich inzwischen eines Zusatzventils names The Raconteurs bedienen musste. Und damit seine alteingesessene Fangemeinde beunruhigte. Er wird doch nicht? Nein, keine Sorge. "Schwester" Meg ist - musikalisch gesehen - immer noch Jacks Lebensmittelpunkt. Ebenso wie der gemeinsam mit ihr gefrönte Blues-Rock. Und zu dessen Wurzeln bekennt man sich auch auf Album Nummer 6. Vielleicht mehr als jemals zuvor. Wenigstens aber so sehr wie bei "White Blood Cells", dem wunderbarsten aller ihrer Alben, weil es doch das erste seiner Zunft war, dem ich - wenn auch erst nach gewisser Anlaufzeit - verfallen bin.

Aufgenommen wurde diesmal nicht im ehemaligen Heimstudio in Detroit, sondern im Blackbird Studio in Nashville, jene Stadt, wo Jack mit Frau unlängst hin umgezogen ist. Möglicherweise mit ein Grund, warum man ganze drei Wochen brauchte, um "Icky Thump" fertigzustellen. Was einem Akkordarbeiter wie Jack White schon fast wie eine Ewigkeit vorgekommen sein muss, benötigten er und Meg bislang doch maximal 14 Tage. Über die White Stripes wird doch wohl nicht ein Hauch von Perfektionismus gekommen sein? Gewisse Merkmale hinsichtlich des Vernachlässigen der einst so strikten Selbstbeschränkungen sind jedenfalls nicht zu übersehen. Immerhin haben sie sich erstmals in ihrer Karriere bei Studioaufnahmen dazu hinreißen lassen, auf Gastmusiker zurückzugreifen. Einer für die Trompeten auf "Conquest", einem Patti Page-Cover aus den Fünfzigern. Und einer für den Dudelsack auf "Prickly Thorn, But Sweetly Worn" und dem darauffolgenden Intermezzo "St. Andrew (This Battle Is In The Air)". Beide lokale Musikergrößen aus Nashville, versteht sich.

Wenn man das Treiben der White Stripes in den letzten zehn Jahren genauer verfolgt hat, dann sollte einem aufgefallen sein, dass von Album zu Album die eine oder andere Veränderung einfach dazugehört. Nichts wirklich Gravierendes, vielmehr Nuancen. Nichtsdestotrotz war stets eine gewisse stilistische Weiterentwicklung zu erkennen. Man musste bloß genau hinhören. Bei "Icky Thump" ist das nicht anders. Denn hat man erst mal genauer hingehört und diesem Album seine zwei, drei Durchgänge gewährt, dann offenbaren sich einem neben der gewohnt wie aus dem Hemdärmel geschüttelt wirkenden Mischung aus exzellentem Songwriting und staubtrockenem Blues-Rock auch diesmal Unmengen an wahnwitzigen Ideen. Man beachte diese wunderbar schrägen Texte. Man beachte vor allem aber die Mariachi- und Schottland-Einflüsse, wodurch allein sich der Gastmusikereinsatz bereits rechtfertigt. "Icky Thump" mag nicht ganz so versponnen wie sein Vorgänger sein. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es Leute gibt, die "Icky Thump" - vollen Ernstes - für das schwächste der bisherigen sechs Alben der White Stripes halten.

White Stripes: Icky ThumpWhite Stripes
Icky Thump
18.06.2007


[whitestripes.com]
[myspace.com/thewhitestripes]

[White Stripes @ Gasometer, Wien - 04.06.2007]

[Review: White Stripes - Get Behind Me Satan]
[White Stripes @ Gasometer, Wien - 22.10.2005]

[Review: The Raconteurs - Broken Boy Soldiers]
[The Raconteurs @ Arena, Wien - 26.06.2006]
Nilla - 21. Jun, 23:10:
der link muss wohl heißen http://www.myspace.com/thewhitestripes es sei denn es ist absicht dass du zu batman führen willst? 
wasix - 22. Jun, 00:58:
nicht doch. keine absicht. danke... 
johnny_greenwood - 23. Jun, 15:32:
nicht ganz unpassend zur immensen intensität die die white stripes über kurze distanzen live erzeugen können, klebt,so wie auf der ersten atombombe, mittlerweile auch ein bild von rita hayworth auf jack whites neuer freundin, eine gitarre namens rita. eine rothaarige natürlich, die wunderbare mariachi intros spielen kann.
und als sklave meines musikgeschmacks find ich das aktuelle album natürlich wieder großartig. wären white stripes karten mittlerweile nicht so furchtbar teuer würd ich mir die ja permanent anschauen. 
wasix - 24. Jun, 09:04:
"wenn jack die gitarre würgt"
hinsichtlich der rita-info bekommt dieser satz doch gleich eine ganz andere bedeutung. der gute jack wird doch nicht... ;-)