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Fünf Jahre sind seit Todd Fields letztem Film "In The Bedroom" vergangen. Jackie Earle Haley hat noch eine viel längere Durststrecke hinter sich. "Little Children" war jegliches Warten wert.

Jackie Earle Haley in "Little Children"

Wieder einmal war es der Sonderling, der Sündenbock, möglicherweise sogar der Bösewicht, der es mir inmitten der angetretenen, durchaus beachtlichen Schauspielerriege angetan hat. Auf dem ersten Blick deshalb, weil seine Rolle, jener etwas andersartige Charakter, den er dabei darstellt, aus dieser vermeintlichen Mischung aus Drama und Romanze einfach herausstechen musste. Da war aber noch etwas anderes. Nämlich das Gefühl, dass ich diesen Darsteller, obwohl mir sein Name keineswegs ein Begriff war, von irgendwoher kannte. Die Kombination aus markant schmalem Gesicht und mikriger Statur war mir doch schon mal auf der Leinwand begegnet. Da saß ich also im dunklen Kinosaal und versuchte mich zu erinnern. Erfolglos. Erst lange nach Beendigung der Vorstellung, beim Durchstöbern einschlägiger Online-Quellen kam mir die Erleuchtung. Ebenso wie die Erkenntnis, dass es schon einem mittleren Wunder gleichgekommen wäre, hätte ich doch tatsächlich einen Bezug herstellen können zu jenem Film, woher mir eben dieser Schauspieler in Erinnerung blieb.

Gemeint ist Jackie Earle Haley. Einst Kinderstar. Und als solcher in den Siebzigern bei Gastauftritten in "Die Waltons" und "Love Boat" zu bestaunen. Serien, die jeder kennt. Allerdings nicht der Grund, dass ich mich noch heute an den jungen Haley erinnere. Das gesuchte Filmmaterial war vielmehr ein Streifen aus dem Jahr 1976 - Haley war beim Dreh gerade mal 14 Jahre alt - mit Walter Matthau und Tatum O'Neal in den Hauptrollen, wo es um jenen in die Jahre gekommen Buttermaker ging, der eine unorganisierte Horde von Kindern beim Baseball coachte. Richtig: "Die Bären sind los". Und Haley war damals eben dieser supercoole Aufreißer, der dem Loser-Team zum Sieg verhelfen sollte. Nicht der einzige Film, den ich - im Nachhinein betrachtet - mit Haley gesehen habe. So manch einer wird sich an das Oscar-prämierte "Breaking Away" (1979) erinnern. Und jenen warmherzigen, aber allzu reizbaren Moocher, dargestellt von Jackie Earle Haley.

"Little Children" - basierend auf den gleichnamigen Erfolgsroman von Tom Perrotta - war Haleys erster Film seit 13 Jahren. Und auch wenn er erst in der zweiten Hälfte in Erscheinung tritt, erweist er sich doch als unverzichtbarer Bestandteil dieses vorwiegend ruhigen, dafür umso subtileren Ausnahmestreifens. Nein, es ist nicht die angepriesene Sexszene am Wäschetrockner mit Kate Winslet und Patrick Wilson, an die ich mich noch in Jahren erinnern werde. Vielmehr wird es jener Erstauftritt von Jackie Earle Haley sein, wo er als pädophiler Ex-Häftling mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen in die öffentliche Badeanstallt kommt, zwischen Kindern hindurchschwimmt, beim Erkanntwerden für panikartige Flucht sorgt und infolgedessen als letzter Poolbenutzer aus genau diesem von zwei Polizisten abgeführt wird. Ein Filmmoment, der sich einprägt, einem aber auch im Hals stecken bleiben kann. "Little Children" wird vollkommen zurecht mit "American Beauty" verglichen. Und Jackie Earle Haley (männliche Nebenrolle) wurde - ebenso wie Kate Winslet (weibliche Hauptrolle) - vollkommen zurecht für den Oscar nominiert. Falsch ist, dass er das Goldmännchen nicht bekommen hat.

Little ChildrenLittle Children
Regie: Todd Field.
Mit Kate Winslet, Patrick Wilson, Jackie Earle Haley.
27.04.2007


[littlechildrenmovie.com] [imdb.com]