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Der Nachfolger zum letztjährigen "Album des Jahres". Kann man den Arctic Monkeys aufgrund der fehlenden Überdosis Fortschritt einen substanzlosen Abklatsch von Altbekanntem vorwerfen?

Arctic Monkeys

Der erste Überschwang an Begeisterung ist verflogen. Nicht, weil man sich eingestehen muss, falsch gelegen zu sein, die vier Jungs aus Sheffield und ihr - auch an dieser Stelle - hochgejubeltes Debut doch nicht so gut war wie angenommen. Es ist einfach nur so, dass inzwischen Normalität eingekehrt ist. Die Zeit der ausgiebigen Lobhudelei ist vorbei. Von nun an heißt es sich zu beweisen. Was die Arctic Monkeys auch tun. Früher als erwartet. Sind doch gerade mal 15 Monate seit dem Release von "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not" vergangen. Ein so schnell nachgeschobenes zweites Album bringt Spekulationen mit sich. Warum hat man sich nicht mehr Zeit gelassen, den üblichen Zwei-Jahres-Rhythmus abgewartet? Will man gar die Gunst der Stunde ausnützen und mit halbgarem Neuen den Erfolgsrun fortsetzen? Nicht doch. Man hatte einfach nur sehr schnell sehr viele neue Songs angesammelt. Weil in Alex Turner nun mal ein umtriebiger Songwriter steckt. Den auch die herkömmliche Veröffentlichungspolitik der Plattenfirma nicht stoppen kann. Nach dem Motto: Fuck Erwartungsdruck. Eat this, Nörgler.

"Favourite Worst Nightmare" beginnt furios. Vier hochexplosive Songs in gerade mal zehneinhalb Minuten. Höllisch groovende Brettermucke, wo einem das zwischenzeitliche Nach-Luft-Schnappen schwer gemacht wird. Vier Songs, die den Eindruck erwecken, der Drummer musste zusätzliche Work-Out-Lessons einschieben, um dieser druckvollen Gangart standhalten zu können. Quasi-Erholung wird einem erst bei "Fluorescent Adolescent" geboten. Um jenes unwiderstehlich räudige Pub-Rock-Singalong auch gebührend mitträllern zu können. Den besten Song des Albums gibt es allerdings erst später. Nach jener allzu einlullenden "Riot Van"-Kopie. "Do Me A Favour" heißt das Wunderstück, wo für einen eingängigen Pop-Ohrwurm - inkusive Aufforderung zum Nase-Brechen - doch tatsächlich mal das allzu Rohe und allzu Riffbetonte links liegen gelassen wird. Es folgt "Business as usual". Immer noch mit dem Charme des Unbekümmerten behaftet. Immer noch leicht-locker rockend. Zurücknehmen tut man sich erst wieder bei der Abschlussnummer "505". Doch keine Sorge: Das gebührend ausufernden Finale gibt es natürlich trotzdem.

Fazit: Das Nicht-Warten hat sich gelohnt. "Favourite Worst Nightmare" ist weit davon entfernt ein Schnellschuss zu sein. Wenn schon kein allzu außergewöhnliches, dann hat man es beim Zweitling der Arctic Monkeys wenigstens mit einem verdammt guten Album zu tun. Für ähnlich viel Aufsehen wie sein Vorgänger wird “Favourite Worst Nightmare“ zwar kaum sorgen. Dafür hat sich das vermeintlich Neue von Gestern allzu schnell in ebenso vermeintlich Altbackenes von Heute verwandelt. Dafür ist "Favourite Worst Nightmare" - abgesehen von der dezenten Verfeinerung in Sachen Sound/Songwriting und der einen oder anderen doch eher verhalten komplexen Art-Rock-Spielerei - dem Debut doch zu ähnlich. Was man den Arctic Monkeys vorhalten kann, aber nicht muss. Man bekommt, was man sich erwartet. Selten mehr, niemals weniger. Was in Summe reichen sollte. Verschieben wir die entgültige Feuertaufe doch einfach auf Album Nummer 3.

Arctic Monkeys: Favourite Worst NightmareArctic Monkeys
Favourite Worst Nightmare
23.04.2007


[arcticmonkeys.com]
[myspace.com/arcticmonkeys]

Konzerttipp:
11.07.2007: Arctic Monkeys @ Arena, Open Air.

[Review: Arctic Monkeys - Whatever People Say I Am, That's What I'm Not]
[Arctic Monkeys @ Atomic Cafe, München - 12.11.2005]