Damien Rice @ Herkulessaal, München. Die hohen Erwartungen wurden erfüllt. Wenn auch anders als erwartet. Wegen dieses einen Wermutstropfens. Nichtsdestotrotz ein ergreifendes Konzerterlebnis.

Wo geht's hier zum nächsten Damien Rice-Konzert? Ein Frage, die ich mir schon längere Zeit stellte. Eine Antwort darauf zu finden, war bislang nicht leicht. Ein Österreich-Gig: Nein. Deutschland-Auftritte: Eher selten. Vor allem zu jener Zeit, als der irische Troubadour noch nicht ganz so hoch gehandelt wurde, seine Konzerte im kleineren Rahmen über die Bühne gingen. Und so haben all jene wohl auch recht, die heutzutage von damals schwärmen. Von jenen "sagenumwobenen" Gigs im Schuppen nebenan, wo noch diese ganz besondere Atmosphäre herrschte. Zu spät. Denn spätestens mit seinem zweiten Album ist Rice in eine neue Liga aufgestiegen, wird neben der Fangemeinde nun auch von Konzert-Touristen in Anspruch genommen. Was größere Dimensionen mit sich bringt. Was das WUK als Ort eines geplanten Wien-Gastspiels wohl zur Übergangslösung gemacht hätte. Was aufgrund der Absage nur Spekulationen sind. Ebenso wie das Versprechen auf Nachholung. Wie war das damals mit der gebrochenen Hand von Ryan Adams? [>]

Dass Damien Rice inzwischen größere Konzerthallen bespielt, war aufgrund seines Erfolges zu erwarten. Nun kann das im Falle eines vor sich hinleidenden Singer/Songwriters aber furchtbar schiefgehen, leben dessen Live-Auftritte doch von Intimität, die nur dann auch rüberkommt, wenn man als Gegenüber im Dunkeln das Gefühl hat, der Mann oben auf der Bühne würde ausschließlich für einen selbst die Wandergitarre zupfen. Illusion, ich weiß. Mit Hang zur Naivität aber erträumbar. Im kleineren Umfeld leichter als in einer Tausender-Halle. Nun ist der Herkulessaal in der Münchner Residenz mit seinen ca. 1.300 Plätzen durchaus als große Halle zu bezeichnen. Gleichzeitig umgibt den vorwiegend für klassische Musik genutzten Saal aber dieser besondere Flair von Altehrwürdigem. Was das Twenty-Plus-Publikum fast schon in Ehrfurcht erstarren ließ. Auch deshalb, weil so manch einer erstmals eine vermeintliche Pop-Veranstaltung sitzend verbringen musste. Jedenfalls hat das mit dem Respekteinflößen funktioniert. Bestes Beispiel dafür jene Minuten, wo Rice ohne Mikro "Cannonball" zum Besten gab. Alle waren sie still. Keiner traute sich aufzumucken. Nichts wurde zerklatscht oder zerkreischt. Herrlich.

Und so sollte es also doch ein ganz besonderer Abend werden. Wegen dem erwähnten Drumherum. Wegen der damit verbundenen, sensationell glasklaren Akustik. Auch wegen jener Setlist, die einer emotionalen Achterbahnfahrt gleichkam. Ein Wechselspiel zwischen gewohnt sanftem Folk-Pop und zwischenzeitlichen Jam-Sessions, wo sich aufgrund tosend ausschweifender Performance Kuschelklischees in (Räucherstäbchen-) Rauch auflösten. Dass Damien Rice richtig Krach machen kann, war mir nicht neu. Trotzdem schaffte er es mich - durchwegs positiv - zu überraschen. Softie? Manch Nörgler hätte wohl seinen Ohren nicht getraut. Auch deshalb, weil sich Rice - nach einer halbstündigen Anlaufzeit - als durchaus geschwätziges Kerlchen entpuppte. Keine Spur von introvertiert und wortkarg. Und wenn schon etwas schwer auf den Punkt kommend, dann zumindestens auf sympathische und unterhaltsame Weise. Was inmitten dieses bemerkenswert lockeren Miteinander dann aber doch niemanden dazu bringen konnte, jene - wohl den Meisten im Hals steckende - Frage zu stellen: "Where's Lisa?". Nein, Lisa Hannigan war an diesem Abend nicht zugegen. Und nein, der gute Damien ließ uns nicht wissen warum. Ob er geantwortet hätte?

[Update: Damien splits from Lisa]

Damien Rice / Magic Numbers
16.03.2007 - Herkulessaal, München.

Setlist:
Delicate / Older Chests / Coconut Skin / Woman Like A Man / Elephant / Rootless Tree / Canonnball / What This Night Is For / The Professor / Child, Man, Silly Dog / Volcano / Amie / Sex Change / Cross-Eyed Bear / Cheers Darling / I Remember.
Encore: Random Man On The Motorway / Blower's Daughter.

[damienrice.com] [myspace.com/damienrice]
[themagicnumbers.net] [myspace.com/themagicnumbers]

[Review: Damien Rice - 9]