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Bloc Party haben eines der Alben 2005 abgeliefert. "A Weekend In The City" ist dessen Nachfolger. Eine doch eher schwerer verdauliche Platte, gemacht für Konsumenten mit Geduld.

Bloc Party

Das sagenumwobene "schwierige zweite Album". Eine Bürde, an der schon unzählige, nach dem Debut hochgejubelte Bands gescheitert sind. Bloc Party könnten durchaus solch eine Band sein, würden eigentlich perfekt in das Anforderungsprofil passen. Haben sie mit "Silent Alarm" doch bereits alles richtig gemacht. "Glasklarer Indie-Pop zwischen New Wave und Post-Punk. Mal kantig rockig, dann wieder ultimativ tanzbar, hin und wieder auch hoffnungslos verträumt. Manchmal alles in einem Song." Was soll man solch einem Meisterwerk bloß folgen lassen? Kein Wunder, dass sich in den Monaten vor dem Release die Gerüchte nur so überschlugen. Gemeinsam mit U2- und Snow Patrol-Produzent Garret "Jacknife" Lee soll man im Vergleich zu "Silent Alarm" einen eigenständigeren und komplexeren Sound erarbeitet haben. "Dark, bigger and quite abrasive", wenn man den Worten von Sänger Kele Okereke glauben durfte. Man habe sich eben weiterentwickelt, sei erwachsener geworden. Aber welche Band behauptet dies nicht bei ihrem zweiten Album?

Wie nun die Wahrheit aussieht? Eines wird sich wohl kaum vermeiden lassen: All jene, die den Übergang von der ungestümen Debut-EP zum durchdachteren Erstlingsalbum bereits als Niedergang sahen, die werden sich vom neuen Werk enttäuscht abwenden. Denn vom schroffen Sound der Anfangstage ist auf "A Weekend In The City" kaum noch etwas übriggeblieben. Einerseits schade, andererseits aber auch nicht. Was man Bloc Party keinesfalls absprechen kann, ist ihr Wille etwas Neues ausprobiert zu haben. Weggefallen ist - berücksichtigt man das "Helicopter"-ähnliche "Hunting For Witches", dann wenigsten zum größten Teil - der typische Telecaster-Gitarren-Sound, damit verbunden aber auch das Eindimensionale in ihrem Sound. Dieser präsentiert sich auf "A Weekend In The City" merklich flächendeckender, driftet ein ums andere Mal sogar in Richtung Breitwand-Rock ab. Das mag anfangs - weil weniger euphorisch - nicht ganz so zwingend wirken, erweist sich auf lange Sicht jedoch als gehaltvoller und vielleicht sogar aufregender.

Denn eines muss man diesem Album unbedingt zugestehen: Zeit. Auch ich konnte "A Weekend In The City" anfangs nicht so recht einschätzen. Das Gehörte wirkte ambitioniert, aber doch recht erzwungen. Als Ganzes auch zu ruhig. Nur hat man es hier halt mit einer jener Platten zu tun, die mit jedem Hördurchgang wächst, sich von mal zu mal besser anhört. Das ging soweit, dass mir inzwischen sogar das finale Weichspülerprogramm - bestehend aus "Kreuzberg", "I Still Remember", "Sunday" und "SRXT" - ans Herz gewachsen ist. Okereke bezeichnete "A Weekend In The City" als "the living noise of a metropolis". Mit allem, was das Großstadtleben mit sich bringt: "Tension, paranoia, sadness, love and an intense need for reason as to how city life has become so displacing." Dementsprechend sollte man es auch handhaben. Abends bei einem Spaziergang durch das Lichtermeer einer Einkaufsstraße. Umgeben vom alltäglichen Chaos, jedoch abgeschirmt von dem damit verbundenen Lärm und stattdessen "A Weekend In The City" hörend. Die Wirkung ist perfekt.

Bloc Party: A Weekend In The CityBloc Party
A Weekend In The City
05.02.2007


[blocparty.com]
[myspace.com/blocparty]

[Review: Bloc Party - Silent Alarm]

[Bloc Party @ Gasometer, Wien - 05.05.2007]