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Ein progressives Metal-Album. Eines, das hartgesottenen Nerds, aber auch Nicht-Metallern gefällt. Mastodon haben es mit "Blood Mountain" geschafft: Der auf CD gepresste Wahnsinn.

In meinem tiefsten Inneren schlummert der Metaller. Ich weiß es. Ich spüre es. Nicht besonders oft. Aber doch hin und wieder. Da gibt es noch diesen widerspenstigen Rest, von vor vielen, vielen Jahren, als ich ein Abo des Metal Hammer besaß und dementsprechend auch vorwiegend harte Kost ebensolcher Bands konsumierte. Sogar das eine oder andere einschlägige Konzert besuchte ich. Habe diese dann zwar nie mit wirklich überschwänglicher Begeisterung verlassen, verspürte zumeist aber doch eine gewisse Befriedigung. Mal etwas anderes gewesen. Und sei es bloß, weil es einem aufgrund des unmenschlichen Lautstärkepegels die Rübe weggeblasen hat. Nun ja, die Zeiten haben sich geändert. Die Stagnation des Genres ließ mein Interesse in den letzten Jahren merklich schwinden. Wenn ich es mir recht überlege: Die Zahl der von mir erstandenen Metal-Alben in diesem Jahrtausend ging sogar nahezu gegen Null. Einzige Ausnahme: "St. Anger" von Metallica. Wobei, hätte ich das gute Stück versäumt, mein Leben wäre heute kein anderes. Handwerklich hochwertige Ware, aber in irgendeiner Form von Relevanz? Sicher nicht. Zwei, drei Mal gehört und ab damit in den Plattenschrank. Zu den anderen Staubfängern.

MastodonVor wenigen Wochen nun der Sinneswandel, die Eingebung, die Erleuchtung. Eigentlich vollkommen unerwartet. Einzig wegen der durchwegs überschäumenden Kritiken. Vor allem jenen in Musikmedien, die man gar nicht dem Metal zuordnet, die aber trotzdem ausgiebigst lobhudelten. Noch dazu über eine Band, deren Namen mir zwar bereits unterkam, nicht aber ihr musikalisches Schaffen. Ist mir in den letzten Jahren gar etwas entgangen? Durchaus möglich. Immerhin hat sich gemeinte Band mit ihren ersten beiden Alben einen gewissen Ruf erarbeitet. Von den "Erneuerern des Metal" ist da öfters die Rede. Da kann man schon mal einen Hördurchgang riskieren. Erst recht, wenn es dabei auch Gastautritte von den Herren Josh Homme und Cedric Bixler-Zavala zu belauschen gibt. Nicht, dass ich mir deshalb besonders viel erwartet hätte. War einfach nur ein Versuch. "Step by step" liest sich das wie folgt: Mal eben hineingehört. Gefallen. Mal eben gekauft. Begeistert. Mal eben eine Woche lang - mit voller Lautstärke, versteht sich - im Auto gehört. Zugedröhnt. Was bei dieser Art Platte soviel bedeutet, dass es funktioniert hat, ich dem wuchtigen Mix aus markerschütterndem Riffgebolze, wahnwitzigen Wechselrhythmen und animalischem Gegrunze verfallen bin. Fazit: "10 out of 10". Mindestens.

Den Namen der Band bin ich noch schuldig: Mastodon. Das Album: "Blood Mountain". Der Vierer aus Atlanta und sein dritter Longplayer. Eine - auf ihre Weise - großartige Platte. An deren unkonventionelle Gangart man sich aber erst gewöhnen muss. Nicht bloß als Quereinsteiger bzw. Rückkehrer in Sachen Metal. In diesem Fall wahlweise auch als Trash-, Doom-, Punk-, Sci-Fi- oder auch Crossover-Metal zu bezeichnen. Wobei mir persönlich der Begriff "Prog-Metal" am ehesten zusagt. Geschmacksache. Wie auch der extreme Gesangstil auf dieser Platte. Kraftvoll und druckvoll. Ebenso eintönig und abstoßend. Für den Einen die Quintessenz. Für den Anderen kommt das Geschreie und -grunze eher einem geschmacklosen Beiwerk gleich. Worüber es hingegen keinen Zweifel gibt, ist die technische Versiertheit, die diese Band an ihren Instrumenten ausübt. Vor allem hinsichtlich der enormen Geschwindigkeit. Egal ob nun Drummer oder Saitenmänner, was hier veranstaltet wird, scheint nicht von dieser Welt. Schneller und aggressiver geht es nicht. Nachspielen ist defintiv unmöglich. Trotzdem begegnet einem inmitten dieses intensivsten Gebretters doch auch so manch hübsche Melodie. Das mag einem beim ersten Durchgang vielleicht noch gar nicht auffallen, kommt aber mit Fortdauer. Ganz sicher. Es könnte durchaus sein, dass man sich irgendwann sogar beim freiwilligen Mitwippen - nicht zu verwechseln mit hemmungslosem Headbangen - ertappt. Das Teil groovt. Auf ziemlich abgedrehte Weise, aber es groovt.

Mastodon: Blood MountainMastodon
Blood Mountain
11.09.2006


[mastodonrocks.com]
[myspace.com/mastodon]
lomycess - 14. Okt, 16:57:
Feines Blog ...
... hast da :-))
Danke für deinen Tipp, sollte man ja ohne viel zu überlegen zuschlagen. :-)
Die neue Hammerfall wird auch ein Hammer, hab schon reingehört.
LG, lomycess 
wasix - 15. Okt, 09:03:
die sache ist folgende...
eigentlich mag ich metal ja gar nicht ...so sehr. nur hin und wieder überkommt es mich und dann muss auch mal härtere kost sein. glaube allerdings, dass mein bedarf für dieses jahr mit "blood mountain" abgedeckt ist. aber wer weiß...

l.g.
wasix 
lomycess - 17. Okt, 00:34:
Ich mag ihn schon sehr den Metal, aber natürlich nicht nur.
Bin auch für anderes zu haben, Placebo oder wie am Mittwoch Hooverphonic, .. quer durchs Gemüsebeet. *gg*