Ein weiteres Tomte-Gastspiel in der Hauptstadt. Mein Erstes. Wohl auch mein Letztes. Trotz Thees Dia-Show und einer sympathischen Band, die sich Mühe gab. Enttäuschend.

Es soll Leute geben, die ein Tomte-Konzert nur deswegen besuchen, weil sie Thees Uhlmann gerne beim Plappern zuhören. Bei einem solch redseligen Geschichtenerzähler kann das Eigentliche - in diesem Fall das musikalische Drumherum - schon mal zur Nebensache verkommen. Vielleicht hatte sich der gute Thees die Sache mit der Dia-Show vor dem Auftritt mit seiner Band gerade deswegen ausgedacht, um eben all dem Abhilfe zu verschaffen. Mit dem Plan: Zuerst wird gequatscht und allerlei Amüsantes verbreitet, danach kann man sich so richtig schön auf die Musik konzentrieren. Zumindestens schien man dies an jenem Abend in der Wiener Arena vorgehabt zu haben. So ging es dann im ersten Teil im Wesentlichen um "Tomte auf Tour": Russland, London, mit Backstage-Eindrücken, des Deutschen sein "Sommermärchen" und in diesem Zusammenhang auch mit The Hives und Mando Diao. Von wegen zielstrebige Germanen gegen scheinbar auf Drogen befindliche Schweden. Gemeint sind natürlich die Kicker, nicht die Bands. Jedenfalls hatte Uhlmann viel zu erzählen, manch witzige Anekdote, aber auch einige Sprüche, die nach hinten los gingen. Egal. Der Mann ist Sympathieträger. Zumindestens bei all den Tomte-Fanatikern, die an diesem Abend unmöglich den Dauergrinser aus ihrem Gesicht bekamen. Nicht, dass es daran etwas auszusetzen gab. Im Gegenteil: Mal etwas anderes, all die glücklichen Leute und die Idee mit den hübschen Bildern.

Ich würde mich jetzt nicht gerade als allergrößten Tomte-Fan auf Erden bezeichnen. Ich mag "Buchstaben über der Stadt", das zweifelsohne zu den besseren deutschsprachigen Alben dieses Jahres zählt. Ich mag auch ihre Platte davor. Das war's dann aber schon. Es ist jetzt nicht so, dass ich dieser Band vollends - also richtig mit Hingabe und so - verfallen wäre. Nicht doch. Trotzdem wollte ich Tomte unbedingt mal live sehen. Die Hamburger sollen gerade "auf der Bühne unfassbar gut" sein. Und wenn es Konzerte gibt, wo "eigentlich so gut wie gar nichts schief gehen kann", dann jene von Tomte. Natürlich wollte auch ich mich vor allem über den angeblich so hohen Unterhaltungswert von Uhlmanns Zwischenansagen überzeugen. Möglichkeiten dazu gab es dieses Jahr selbst in Wien mehr als genug. Beim dritten Mal - nach FM4-Fest im Jänner und Flex-Gig im März - sollte man diese dann aber auch wahrnehmen.

Und so wurde ich im zweiten Teil des Abends - Näheres zum Auftritt des Support-Acts ClickClickDecker erspare ich mir - mit einer Band konfrontiert, deren Sänger sich merklich zurückhielt. Machte er tatsächlich ernst? Oder hatte er sein Pulver gar schon bei der vermeintlichen Aufwärmrunde verschossen? Ein Thees Uhlmann doch nicht, oder? Wie auch immer. Für den ein oder anderen Diss zwischendurch sollte es schon noch reichen: Fergie (zu Recht), Justin Timberlake (zu Unrecht), Mars Volta (Zugeben: Versteht nicht jeder). Abseits dessen sah ich eine Band, die mit Schmackes am Werken war, ihre Hymnen emotionsgeladen zum Besten gab. Leider sah ich vor allem aber auch eine Band, deren Schwächen im Live-Kontext schonungslos aufgedeckt wurden. Mir war schon im Vorhinein klar, dass Tomte-Songs durchwegs nach einem ähnlichen Muster gestrickt sind. Dermaßen monoton hatte ich mir ihr Live-Set dann aber doch nicht erwartet. Ein Song klang wie der andere. Ausnahmen gab es nur wenige. Allzu biederes Handwerk, das mich nach ewig langer Zeit mal wieder dazu brachte, ein Konzert noch vor dem Zugabeblock zu verlassen. Eine enttäuschende Vorstellung. Vielleicht lag es aber gar nicht mal so sehr an Tomte. Vielleicht lag es einfach an mir, an der Tatsache, dass ich an diesem Abend doch eigentlich lieber woanders gewesen wäre. Denn ich mag Züge...

Tomte / ClickClickDecker
05.10.2006 - Wien, Arena.

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