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Pearl Jam spielen am 25. September 2006 in Wien. Zum allerersten Mal. Wenn das mal nicht Grund genug ist, sich mit dem neuen Album der Grunge-Rock-Pioniere auseinanderzusetzen.

Mike McCready (Gitarre) - Stone Gossard (Gitarre) - Matt Cameron (Drums) - Jeff Ament (Bass) - Eddie Vedder (Gesang, Gitarre)Sie sind die letzte verbliebene große Seattle-Band. Die letzten überlebenden Helden der Grunge-Epoche. Eine Band, die immer schon für Kontinuität stand. Seit ihre Gründung 1991 brachten sie in regelmäßigen Abständen neue Studioalben auf den Markt. Insgesamt sieben an der Zahl, die sich - inklusive der unzähligen offiziellen Live-Bootlegs - weltweit an die 60 Millionen mal verkauften. Erst nach ihrem letzten, im November 2002 erschienenen Longplayer gönnten sich Pearl Jam eine Auszeit. Wohl auch deshalb, weil mit "Riot Act" der Vertrag mit dem langjährigen Label Epic endete und man deshalb keinerlei Veröffentlichungsdruck verspürte. Endlich konnten sich die Mannen um Eddie Vedder im Studio mal so richtig austoben. Sich fern jeglicher Gefahr eines Schnellschusses ausgiebig Zeit lassen. Man wollte dem neuen Vertragspartner J Records - die Erfolgsfirma von Musikbusiness-Legende Clive Davis - zum Einstand auch nicht irgendein Album abliefern. Um in der Zeit der Abwesenheit nicht die treue Fangemeinde zu vergraulen, brachte man zwei längst überfällige Compilations unters Volk. Eine mit B-Seiten und Raritäten ("Lost Dogs", 2003) und die obligatorische Best-Of ("Rearviewmirror", 2004). Beides Doppelalben, versteht sich. Material gab es ohnehin zuhauf.

Die Eckdaten zum achten Studioalbum von Pearl Jam: Aufgenommen in Seattle. Unter der Aufsicht von Adam Kasper, der bereits bei "Riot Act" als Co-Produzent dabei war, wurden 13 neue Stücke eingespielt. Zumindestens finden sich genau so viele auf der Platte wieder. Besonderes optisches Merkmal: Ein himmelblaues Cover. Rechts unten irgendeine halbierte Frucht. Eine Avocado? Ein ungewohnt einladendes Äußeres. Klappt man die Hülle erstmal auf, erwartet einem allerdings Düsteres. Höhepunkt dessen die Fotografie unter der CD: Abgerissene Zombieköpfe. Pearl Jam machen - zugegeben: perfekt geschminkt - auf Cannibal Corpse. Über das Konzept dahinter lässt sich nur mutmaßen. Vielleicht "Außen heile Welt, innen Hölle". Wie auch immer. Fakt ist: Dem Album fehlt der Name. Pearl Jam scheinen sich der Tradition anzuschließen, die besagt, dass jede große Rockband in ihrer Karriere mal ein selbstbetiteltes Album herausgebracht haben muss. Was somit abgehakt wäre.

"It's easily the best stuff we've done but also some of the hardest stuff. [...] It's pretty aggressive, especially when you turn it loud." Soweit Eddie Vedder zum Härtefaktor der neuen Platte. Wobei man sich natürlich die Frage stellt, ob Pearl Jam angesichts der doch eher lascheren letzten beiden Album und aufgrund ihres doch schon fortgeschrittenen Alters - auch Herr Vedder hat die Vierziger-Marke bereits überschritten - überhaupt noch im Stande sind glaubhaft harte und aggressive Musik zu machen. Eine zweifelhafte Angelegenheit. Natürlich werden die Kritiker auch diese Platte als stinknormales und risikoloses Pearl Jam-Album abtun. Womit sie gar nicht mal falsch liegen. Zu den innovativsten Bands ihrer Zeit zählten Pearl Jam nie. Und auch diesmal haben sie das Rad nicht gerade neu erfunden. Was von ihnen aber auch gar nicht verlangt wird. Zumindestens aus Sicht des Fans. Gerade bei einem Urgestein des Rock, wie Pearl Jam es inzwischen sind, wäre es doch grauenhaft, würden sie sich plötzlich irgendwelchen Trends unterwerfen. Nicht auszudenken. Da ist mir die vermeintlich einfache Rockmusik - gestrickt nach einem altbekannten Muster und fern jeglicher modernen Stileinflüsse - um einiges lieber. Und siehe da: Spätestens nach drei Durchläufen des neuen Albums bin ich auch schon wieder mittendrinnen in dieser schon vergessen geglaubten Magie. Irgendwo zwischen Leidenschaft, Emotionen und Pathos. Zur eingangs erwähnten Härte und Aggressivität: Die Produktion wirkt merklich roher, die Songs sind größtenteils rockiger und der gute Eddie zuckt das ein oder andere Mal ganz ordentlich aus. Nennen wir es mal ein lebhaftes und mitreißendes Stück Rock N' Roll. Schön unspektakulär, auf seine ganz eigentümliche Art aber immer noch beeindruckend. Vor allem dann, wenn Pearl Jam auf ihre bekannten Tugenden setzen. Egal ob nun beim kraftvollen Rocksound von "Life Wasted" (erinnert an Soundgarden) und "Unemployable" (wie Springsteen zu Glanzzeiten). Oder beim melodiösen Balladengut von "Parachutes" (Mein erster Gedanke: Beatles) und "Gone" (eine dieser unverkennbaren Eddie Vedder-Nummern). Okay, ich gebe es ja zu: Ich liebe diesen Altherren-Rock. Vorausgesetzt er stammt von Pearl Jam. Aber auch nur von denen.

[Live: Stadthalle, Wien - 25.09.2006]

Pearl Jam: stPearl Jam
st
01.05.2006


[pearljam.com]
wasix - 8. Mai, 23:32:
selbstkorrektur
bin gerade auf etwas hingewiesen worden:
pearl jam: 1992-06-19 vienna, austria (rockhaus)

und ich nix davon gewusst. sachen gibt's...