header
 
The Meligrove Band liefert mit "Planets Conspire" den ultimativen Beach Boys-Nostalgie-Trip des Jahres ab. Ganz große Melodien fern jeglicher Grenzen. Wie genial ist das denn?

The Meligrove BandArcade Fire, Broken Social Scene, DFA 1979, Stars, Wolf Parade, Most Serene Republic. Kanada scheint zur Zeit das Land der unbegrenzten Möglichkeiten in Sachen innovativer Pop/Rock-Musik zu sein. Die neueste Entdeckung: The Meligrove Band. Das sind vier Mid-Zwanziger, von denen drei gemeinsam in einem Vorort von Toronto aufgewachsen sind und dort bereits seit knapp einem Jahrzehnt gemeinsam Musik machen. Die typische High-School-Geschichte eben. Woraus sich jedoch mehr entwickeln sollte. Denn bereits 2000 ("Stars & Guitars") und 2002 ("Let It Grow") veröffentlichte The Meligrove Band in Kanada zwei Indie-Alben, die von den lokalen Musikkritikern durchaus positiv aufgenommen wurden. Dies ermöglichte der Band mit solch namhaften Acts wie Spoon, The Weakerthans, Elbow, Dinosaur Jr oder Ted Leo & The Pharmacists auf Tour zu gehen. Quer durch Kanada. Währenddessen mit Andrew Scott ein vierter Mann zur Band stieß. Dieser spielte davor in einer Formation namens Femme Fatale. Wodurch sich der Kreis schließt, waren seine damaligen Mitstreiter doch Sebastien Grainger und Jesse F. Keeler, besser bekannt als die eingangs erwähnten Death From Above 1979.

Anfang dieses Jahres legte The Meligrove Band nun ihr drittes Album vor. Vorerst allerdings nur in Kanada. Was sich bald ändern sollte, hat die Band bei "Planets Conspire" doch erstmals einen weltweiten Deal in der Tasche. Wobei man den neuen Plattenvertrag mit einem Major-Label erst unterschrieben hatte, als das Album bereits so gut wie fertig war. Was wiederum erklärt, warum der Großteil von "Planets Conspire" live auf einem Vier-Spuren-Band eingespielt und erst im nachhinein am Computer bearbeitet und mit Overdubs versehen wurde. Auch wenn das Album zum größten Teil in den Appartements der Bandmitglieder oder in den Kellern und Schlafzimmern der Häuser von Freunden und Verwandten aufgenommen wurde, klingt es keinesfalls wie eine typische Home-Recording-Platte. Keine Spur von Lo-Fi. Mal abgesehen davon, dass man beim genaueren Hinhören schon mal eine Katze miauen, einen Hund bellen oder einfach nur Geschirr klirren hören kann. Doch soetwas mag man ohnehin. Macht das Ganze nur noch charmanter.

"Planets Conspire" ist ein ganz großes Pop-Album geworden. Mit allem Drum und Dran. Zuallererst sind da die wunderschönen Melodien. Dazu kommen komplexe Kompostionen fern der herkömmlichen Norm. Ein verspieltes Intermezzo da, ein wahnwitziges Break dort. Oftmals steht bei einem Song anfangs noch eine einfache Piano-Melodie im Mittelpunkt, die mit Fortdauer in ein hymnisches Orchester-Arrangement ausufert, um danach nahtlos in das nächste Stück überzugehen. Soetwas will als Ganzes gehört werden. Da liegt man auch mit dem Begriff "Konzeptalbum" nicht falsch. Erst recht, weil "Planets Conspire" beim ersten Hören der Flair eines schwer konsumierbaren Stück Musik umgibt. Zu abwechslungsreich präsentiert sich das von Jose Contreras (By Divine Right) produzierte Album. Folglich erschließt es sich einem auch nicht sofort. Umso befriedigender ist das Ergebnis nach ein paar Durchläufen. Der Erfolg gibt The Meligrove Band recht. Denn auch wenn der US-Release erst mit Frühjahr 2006 ansteht, so hat man mit diesem Album doch bereits seine Spuren hinterlassen. Seit der Veröffentlichung hagelt es für das Quartett positive Kritiken. Vorerst nur in der kanadischen Musikpresse. Was sich im Zeitalter des Internet allerdings wie ein Lauffeuer verbreiten kann. Und siehe da: Fern der Möglichkeit "Planets Conspire" in irgendeinem heimischen Plattenladen käuflich erwerben zu können, läuft dieses Album bei mir nun schon seit Wochen auf Dauerrotation. Keine Spur von schwindender Begeisterung oder gar Abnützungserscheinungen. Nachahmung sei also durchaus empfohlen. Anderenfalls soll mir bitte niemand erzählen, dass es dieser Tage keine neue, aufregende Musik mehr zu entdecken gibt. [E-Card zum Album]

The Meligrove Band: Planets ConspireThe Meligrove Band
Planets Conspire
17.01.2006 (Canada-Import)


[meligroveband.com]
oliver (Gast) - 7. Mär, 23:18:
Das Album ist schlicht super. Besonders "Grasshoppers in Honey" läuft immer noch in Dauerrotation. Wäre mal nett die Band live zu sehen, aber ich seh da gerade eher schwarz. Leider. 
wasix - 8. Mär, 09:19:
na schau ma mal...
nicht die hoffnung aufgeben. vielleicht wird's ja etwas, wenn man erst mal das album in europa veröffentlicht. vorher wohl kaum...