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Matthew CawsNada Surf gastierten in der Wiener Arena. Die netteste Band der Welt spielte ein ebensolches Konzert. Vielleicht zu nett. Wobei nörgeln hier nun wirklich nicht angebracht wäre.

Es begann mit einem Mann und seiner Gitarre. Howie Beck ist Singer/Songwriter. Einer der klassischen Sorte. Da braucht es kein großes Drumherum. Es reicht ein Mikro und die Akustikklampfe. In der Rolle des Support-Acts hat man es als solcher aber nicht immer leicht. Da kann es schon mal vorkommen, dass man untergeht. Wenn allerorts in der Halle gequasselt wird und der Großteil des Publikums über die doch eher ruhige Darbietung einfach hinweggehört. Genauso wie an diesem Abend. Dabei war die Performance von Herrn Beck alles andere als uninterressant, schweigedenn schlecht. Der Kanadier hat zweifelsohne Potential: Einfühlsamer Folk-Pop, sehr melancholisch, mit dem nötigen Gespür für Melodien. So manch einer mag sein Debut-Album "Hollow" sogar ein Begriff sein. Einen Nachfolger gibt es übrigens auch schon. Hierzulande allerdings nur als kostspieligen Import. Was sich im kommenden Februar dann ändern soll. Man merke sich: Howie Beck, wie der Künstler so das Album.

Beim letzten Song der Ein-Mann-Vorband keimte dann soetwas wie Hoffnung auf. Keine Unterbrechung für diverse Umbautätigkeiten? Steht gar ein nahtloser Übergang zum Hauptact des Abends an? Grund für die Spekulationen war das - für diesen Zeitpunkt - überraschende Erscheinen von Nada Surf. Alle drei Bandmitglieder standen plötzlich auf der Bühne. Als Quartett brachte man eine von Becks Eigenkompositionen zu Ende. Mit wesentlich mehr Nachdruck, als man es in der halben Stunde davor zu Ohren bekam. Und natürlich auch um einiges lautstärker. Mit einem Schlag erspielte man sich die Aufmerksamkeit des gesamten Publikums. Schade nur, dass der Gastauftritt bloß diesen einen Song andauerte. Wie sich später herausstellte, sollte sich Howie Beck beim Set von Nada Surf mit zwei, drei Kurzauftritten revanchieren. Davor stand allerdings noch etwas anderes auf dem Programm: Umbauphase. Nix da mit ersparen und so.

"Fuck It. I'm Gonna Have A Party."

Nada Surf sind eine der am meisten unterschätzten Bands ihrer Zunft. Das New Yorker Trio hätte sich schon längst einen Spitzenplatz unter all den Indie-Rock/Pop-Bands dieser Tage verdient. Die nötige Anerkennung blieb ihnen bislang jedoch eher verwehrt. Vor allem in ihrer amerikanischen Heimat. In Europa gibt es da schon etwas mehr Hoffnung. Denn mit jedem neuen Album fanden Nada Surf hierzulande mehr Zuspruch. Das begann spätestens mit dem im nachhinein allseits heißgeliebten "Let Go". Das neue, inzwischen vierte und nicht weniger grandiose Album "The Weight Is A Gift" wurde von der Indie-Community ebenso abgefeiert. Vollkommen zurecht. Als Folge dessen spielen Nada Surf bei ihren Tourneen durch den alten Kontinent von mal zu mal vor mehr Leuten. Und siehe da: Ihr Gastspiel in der Wiener Arena war sogar ausverkauft.

Man konnte dann auch deutlich vernehmen, dass sich die Band über die prallgefüllte Halle gefreut hat. Folglich herrschte von Beginn an beste Stimmung. Dass Sänger und Gitarrist Matthew Caws ein T-Shirt mit der Aufschrift "Fuck Bush" trug, sorgte da nur noch für zusätzliche Sympathien. So wurde dann auch jeder einzelne Song von der Menge begeistert aufgenommen. Erst recht all die "geheimen" Hits. Und von denen haben Nada Surf ausreichend im Programm. Egal ob alt oder neu, egal ob Single oder einfach nur persönlicher Favorit, jeder der eingängigen Dreiminüter wurde frenetisch abgefeiert. Unglaublich aber wahr: Das war ein richtiges Fest. Passend dazu rockte sich die Band mit bestechender Leichtigkeit und auf herrlich ungezwungene Weise durch ihr fast zweistündiges Set. Eine wunderbare Mischung aus melodietrunkenem Gitarren-Rock und groovigem Indie-Pop. Es gibt sie also doch noch, jene Bands, gerade mal aus drei Leuten bestehend, die dabei trotzdem im Stande sind einen mitreißenden Live-Sound hevorzuzaubern.

Nada Surf sollten an diesem Abend für beachtliche drei Zugabe-Blöcke auf die Bühne der Arena zurückkehren. Dermaßen ausgelassen wurde nach mehr verlangt. Kein Wunder, die Band ließ rein gar nichts aus, weswegen man in irgendeiner Form enttäuscht hätte sein können. Da wurde gegen Ende der Show sogar "Love Will Tear Us Apart" von Joy Division angestimmt. Und entgegen aller anderslautenden Gerüchte spielte man als letzten Song auch noch jenen Klassiker, der sie lange zum One-Hit-Wonder abgestempelt hat: "Popular". Allein dafür muss man Nada Surf einfach mögen.

Nada Surf / Howie Beck
28.11.2005 - Wien, Arena.


[nadasurf.com]
[nadasurfan.com]
[howiebeck.com]