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Der Vollständigkeit halber: "A History Of Violence" und "Kiss Kiss Bang Bang". Zwei Filme, die dieses Kinojahr zwar nicht unbedingt prägen, aber doch dazugehören.

Zugegeben: Ich hinke dem Zeitgeschehen ein wenig hinterher. Zumindestens bei diesen zwei Kinofilmen. Immerhin sind sie beide bereits vor fast einem Monat angelaufen. Eine Nachlässigkeit, die ich ansonsten zu vermeiden versuche. Es muss Wohl oder Übel mit dem Herbst- bzw. Vorweihnachtsstress zu tun haben. Hinsichtlich dem Übermaß an Angebot. Damit ist jener Overkill gemeint, der uns alljährlich in den Monaten September, Oktober, November seitens der Musikindustrie beschert wird. Bei den Filmproduktionen ist das gar nicht mal so arg. Wobei hier wiederum die Viennale dazwischenkommt. Und da will und kann man dann auch wieder nicht so einfach wegkucken. Wie auch immer. Hiermit werden die eingangs erwähnten Streifen also doch noch abgehandelt. Einerseits der Neue von David Cronenberg, andererseits das Debut von "Lethal Weapon"-Schreiberling Shane Black. Mal ehrlich: Mit dem Ergebnis beim direkten Vergleich habe ich im Vorfeld nicht gerechnet.

Everyone Has Something To Hide.

Viggo MortensenEs beginnt wie in einem Tarantino-Streifen. Oder einem Film von Robert Rodriguez. Jedenfalls erinnern mich die zwei brutalen Killer in der Anfangssequenz an die Gecko-Brüder aus "From Dusk Till Dawn". Abgrundtief böse Menschen, die auch nicht davor zurückschrecken ein Kind zu erschießen. Und genau diese Beiden sind gerade auf den Weg in den Mittleren Westen Amerikas. Genauer in das kleine Kaff Millbrook in Indiana. Idylle, wie sie überzeichneter nicht sein kann. Mit dazugehöriger Musterfamilie: Tom (Viggo Mortensen) und Edie (Maria Bello) sind seit 20 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder, ein kleines Häuschen und einen eigenen Coffeeshop. Alles perfekt. Zumindestens bis zu jenem Tag, wo die Killer genau in ihrem Cafe Halt machen. Mit dem Vorhaben den Laden auch gleich auszurauben. Als dabei die Serviererin erschossen werden soll, handelt Tom in Notwehr und tötet die beiden Schwerverbrecher. Allerdings auf eine professionelle Weise, die man einem Familienvater gar nicht zugetraut hätte. Tom wird zum Star. Die Medien reißen sich um ihn. Was dem Helden selbst gar nicht gefällt. Denn schon wenige Zeit später taucht in Millbrook eine schwarze Limousine mit einem furchteinflößenden Fremden (Ed Harris) auf, der behauptet, Tom von früher zu kennen. Nur hieß er damals noch Joey und war selbst ein Killer.

Soweit nicht uninteressant. Ein Thriller nach Comicvorlage. Dann auch noch vom Meister des subtilen Thriller-Genres in Szene gesetzt. Entgegen aller Hoffnungen und überschäumender Kritiken: Bei "A History Of Violence" handelt es sich weder um das ultimative Meisterwerk von David Cronenberg noch um einen der "Filme des Jahres". Dafür driftet der Streifen doch zu sehr ins Herkömmliche ab. Dafür ist er auch viel zu amerikanisch. Inklusive simpler Schwarz-Weiß-Malerei. Da helfen auch die grotesken Gewaltausbrüche und freizügigen Sexszenen nichts. Erst recht, weil "A History Of Violence" in der zweiten Hälfte auch noch an Spannung verliert und sich als alles andere als überraschend erweist. Man wähnt sich in einem guten, alten Charles Bronson-Streifen. "A History Of Violence" ist zwar zweifelsohne gut gemacht, inhaltlich aber doch zu durchschnittlich, um einem Cronenberg wirklich gerecht zu werden. Keine Frage, dafür kann man schon mal ins Kino gehen. Wer es nicht tut, versäumt allerdings auch nichts. Aber wer weiß, vielleicht unterschätze ich Herrn Cronenberg auch und es handelt sich bei "A History Of Violence" um gut getarnte Satire. Schon möglich. Wie dem auch sei: Allein der famose Kurzauftritt von William Hurt war das Kinoticket wert.

Sex, Murder, Mystery. Welcome To The Party.

Robert Downey Jr.Harry (Robert Downey Jr.) ist bloß ein kleiner Ganove. Noch dazu ein mäßig erfolgreicher. Einer jener Sorte, die sogar beim Klauen von Spielsachen erwischt werden. Auf der Flucht verirrt er sich in ein Casting. Für die Rolle eines Detektives. Mitgenommen von der Tatsache, dass sein Kumpel eben angeschossen wurde, wird sein Vorsprechen ein großer Erfolg. Die Produzenten zeigen sich von Harrys "Schauspielkünsten" begeistert und engagieren ihn kurzerhand. Zur Vorbereitung auf den anstehenden Dreh in Hollywood soll der Quereinsteiger einen realen Kollegen begleiten. Den professionellen Schnüffler Gay Perry (Val Kilmer). Kein leichtes Unterfangen, verstehen sich die Beiden doch alles andere als gut. Zumindestens anfangs. Erst so manch unerwartetes Bedrängnis beweist, dass Harry und Perry gar nicht so schlecht miteinander können.

Der Anfang von "Kiss Kiss Bang Bang" grenzt an totalem Schwachsinn. Wahnwitziger Wirr-Warr, den Regisseur und Drehbuchautor Shane Black hier vorlegt. Was sich allerdings schon bald als ein Zustand angenehmer Verwirrung erweist. Denn hat man sich erst mal auf die rasante Handlung mit all seinen Richtungswechseln gewöhnt, dann erlebt man Unterhaltungskost der extremst spaßigen Sorte. Inklusive ausgetüfteltem Plot und rabenschwarzem Humor. Noch dazu agieren die beiden Hauptdarsteller in Hochform. Vor allem das Mimenspiel von Robert Downey Jr. sorgt für so manchen Lacher. Er mag in den letzten Jahren zwar nicht gerade oft aufgrund seiner Schauspielerei von sich Reden gemacht haben, doch spätestens mit diesem Streifen schafft er es endlich wieder sein immenses Talent in Erinnerung zu rufen. Der Mann ist Weltklasse. Es wird wieder Zeit für Spitzenrollen. Okay, jetzt übertreibe ich. Auf jeden Fall hat es mir bei "Kiss Kiss Bang Bang" immensen Spaß bereitet, Downey Jr. bei seinem Schauspiel zuzuschauen. Auch wenn der Streifen selbst nicht gerade zu den zukünftigen Klassikern zu zählen ist. Vielmehr hat es mir die dargebrachte Art von Humor angetan. In diesem Sinne: Lasset uns Russisches Roulette spielen.

A History Of ViolenceA History of Violence
Regie: David Cronenberg.
Mit Viggo Mortensen, Maria Bello, Ed Harris.
14.10.2005


[historyofviolence.com]

Kiss Kiss Bang BangKiss Kiss Bang Bang
Regie: Shane Black.
Mit Robert Downey Jr., Val Kilmer, Michelle Monaghan.
21.10.2005


[kisskiss-bangbang.warnerbros.com]
srocca - 20. Nov, 18:19:
Robert Downey Jr.
ist immer am Besten wenn er irgendwelche seltsamen Charaktere spielen kann. Er war schon als überdrehter Reporter in Natural Born Killers sensationell. 
wasix - 21. Nov, 08:41:
ich habe seine schauspielerei zu schätzen gelernt...
...beispielsweise letztes jahr, als er mich als einziger lichtblick durch "gothika" gerettet hat.