Ein weiterer ultimativer Streifen für alle Fans des Dreamteams Burton/Depp. Auch wenn letzterer in dem animierten Puppenfilm "Corpse Bride" nur mit seiner Stimme glänzen darf.
Er gehört zu den erfolgreichsten Regisseuren in Hollywood. Und das, obwohl seine Filme durchwegs der schrägeren Kategorie zuzuordnen sind. Entweder der Comicwelt entliehen oder im Horrorgenre angesiedelt. Mit jeder Menge skurriler Charaktere. Und pechschwarzem Humor ohne Ende. Meistens driften seine Streifen sogar in Richtung Komödie ab. Allerdings jener Sorte, wo es stets düster und nicht selten romantisch zugeht.
Die Rede ist natürlich von Tim Burton. Einer der ganz Großen. Aber auch einer, auf den man sich verlassen kann. Dieser Mann macht keine schlechten Filme. Ebenso bekam man von ihm niemals herkömmliche 08/15-Ware vorgesetzt. Bei "Corpse Bride" ist das nicht anders. Eine Stop-Motion-Animation im Stil des legendären "The Nightmare Before Christmas". Trotzdem bemerkenswert, dass dessen Österreich-Premiere während der diesjährigen Viennale lief. Immerhin handelt es sich dabei um einen Blockbuster. Und um soetwas macht man bei dem "ach-so" cineastisch wertvollen Festival normalerweise einen Bogen. Zumindestens in den letzten Jahren. Zur Verteidigung der Viennale: "Corpse Bride" war bloß der kurzfristig angesetzte Ersatz für das im letzten Moment rausgefallene "Edmond". Passenderweise lief das einzige Screening dann auch mitten in der Nacht. Immerhin wurde "Corpse Bride" im Vorfeld als Gothic-Musical angekündigt. Was das Besondere an diesem Abend etwas trübte, war die Tatsache, dass der Film zwei Wochen später ohnehin für Jedermann im Kino zu sehen war. Wenigstens wurde ich so zur englischen Originalfassung gezwungen. Was in diesem Fall auch Pflicht ist. Doch mehr dazu später.
Hochzeit mit einer Leiche.
"Corpse Bride" spielt im Europa des 19. Jahrhunderts. In irgendeinem kleinen Städtchen. Dort steht der junge Victor Van Dort knapp vor seiner Hochzeit mit der gut betuchten Victoria. Eine arrangierte Ehe. Das Drängen der Eltern erweist sich jedoch schnell als überflüssig, weil sich die Brautleute bereits bei ihrer ersten Begegnung ineinander verlieben. Als die erste Probe zur anstehenden Hochzeit aufgrund der Nervosität Victors im Chaos endet, flüchtet dieser vollkommen geknickt in den nahen Wald. Dort macht sich der zukünftige Bräutigam erst mal ans Üben, indem er einem aus der Erde ragenden Ast den Ring ansteckt und sein Gelübde aufsagt. Zu seinem Schrecken erweist sich der morsche Ast jedoch als Finger der Leiche einer verfluchten Braut, die - wie sich später herausstellt - in ihrer Hochzeitsnacht ermordet wurde. Auf der Suche nach ihrem Ehemann beharrt die Leichenbraut mit gebrochenem Herzen nun auf das von Victor gegebenen Ja-Wort und entführt ihn in die Unterwelt, das Reich der Toten. Ein Ort, wo die Kneipen Tag und Nacht geöffnet sind und die Leichen lebendiger erscheinen als die meisten "normalen" Erdenbürger.
Besser als der Klassiker aller Anti-Weihnachtsfilme?
Man braucht nur wenige Minuten um zu erkennen, dass es sich bei "Corpse Bride" um einen mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail bedachten Streifen handelt. Wieviel Mühe und Aufwand in diesem Puppenfilm stecken mag, ist wohl nicht mal ansatzweise zu erahnen. Das beginnt bei der Requisite mit all seinen verwinkelten Gassen und dunklen Wäldern. Oder die wilden Kamerafahrten durch die Straßen der düsteren Stadt. Der Höhepunkt des ausschweifenden Treibens mit obskuren Musical-Intermezzos, das übrigens hauptsächlich auf einer russisch-jüdischen Fabel basiert, sind jedoch die einzelnen Figuren, welche wunderbar ihrer Leihstimmen angepasst wurden. Da stimmt sowohl Bewegung als auch Haltung. Selbst die Optik ist verblüffend ähnlich. Vor allem im Falle von Johnny Depp, der den verträumten Victor spricht, meint man eine animierte Version des Originals vor sich zu sehen. Doch auch bei den anderen Protagonisten (Helena Bonham Carter als Corpse Bride und Emily Watson als Victoria) sind die Ähnlichkeiten der Figur zum Sprecher nicht zu übersehen. Wie bereits erwähnt: Unbedingt im Original anschauen.
Alles in allem ein herrlich versponnenes Märchen. Makaber, grotesk und auf seine eigene Weise wunderbar komisch. Unverkennbar im klassischen Stil von Tim Burton. Pure Magie. Vergleiche mit "The Nightmare Before Christmas" bieten sich natürlich an. Welchen Streifen ich denn nun den Vorzug geben würde? Keine Ahnung. Beides Meilensteine. Wobei "The Nightmare Before Christmas" den Vorteil genießt als erstes dagewesen zu sein. Dafür ist mir "Corpse Bride" natürlich besser in Erinnerung. Wie auch immer. Muss man gesehen habe. Und zwar beide. In diesem Sinne: Einigen wir uns auf Unentschieden und sehen "Corpse Bride" einfach als würdigen Nachfolger von "The Nightmare Before Christmas" an.
Tim Burton's Corpse Bride
Regie: Tim Burton.
Animation.
04.11.2005
[corpsebridemovie.warnerbros.com]
Er gehört zu den erfolgreichsten Regisseuren in Hollywood. Und das, obwohl seine Filme durchwegs der schrägeren Kategorie zuzuordnen sind. Entweder der Comicwelt entliehen oder im Horrorgenre angesiedelt. Mit jeder Menge skurriler Charaktere. Und pechschwarzem Humor ohne Ende. Meistens driften seine Streifen sogar in Richtung Komödie ab. Allerdings jener Sorte, wo es stets düster und nicht selten romantisch zugeht.
Die Rede ist natürlich von Tim Burton. Einer der ganz Großen. Aber auch einer, auf den man sich verlassen kann. Dieser Mann macht keine schlechten Filme. Ebenso bekam man von ihm niemals herkömmliche 08/15-Ware vorgesetzt. Bei "Corpse Bride" ist das nicht anders. Eine Stop-Motion-Animation im Stil des legendären "The Nightmare Before Christmas". Trotzdem bemerkenswert, dass dessen Österreich-Premiere während der diesjährigen Viennale lief. Immerhin handelt es sich dabei um einen Blockbuster. Und um soetwas macht man bei dem "ach-so" cineastisch wertvollen Festival normalerweise einen Bogen. Zumindestens in den letzten Jahren. Zur Verteidigung der Viennale: "Corpse Bride" war bloß der kurzfristig angesetzte Ersatz für das im letzten Moment rausgefallene "Edmond". Passenderweise lief das einzige Screening dann auch mitten in der Nacht. Immerhin wurde "Corpse Bride" im Vorfeld als Gothic-Musical angekündigt. Was das Besondere an diesem Abend etwas trübte, war die Tatsache, dass der Film zwei Wochen später ohnehin für Jedermann im Kino zu sehen war. Wenigstens wurde ich so zur englischen Originalfassung gezwungen. Was in diesem Fall auch Pflicht ist. Doch mehr dazu später.
Hochzeit mit einer Leiche.
"Corpse Bride" spielt im Europa des 19. Jahrhunderts. In irgendeinem kleinen Städtchen. Dort steht der junge Victor Van Dort knapp vor seiner Hochzeit mit der gut betuchten Victoria. Eine arrangierte Ehe. Das Drängen der Eltern erweist sich jedoch schnell als überflüssig, weil sich die Brautleute bereits bei ihrer ersten Begegnung ineinander verlieben. Als die erste Probe zur anstehenden Hochzeit aufgrund der Nervosität Victors im Chaos endet, flüchtet dieser vollkommen geknickt in den nahen Wald. Dort macht sich der zukünftige Bräutigam erst mal ans Üben, indem er einem aus der Erde ragenden Ast den Ring ansteckt und sein Gelübde aufsagt. Zu seinem Schrecken erweist sich der morsche Ast jedoch als Finger der Leiche einer verfluchten Braut, die - wie sich später herausstellt - in ihrer Hochzeitsnacht ermordet wurde. Auf der Suche nach ihrem Ehemann beharrt die Leichenbraut mit gebrochenem Herzen nun auf das von Victor gegebenen Ja-Wort und entführt ihn in die Unterwelt, das Reich der Toten. Ein Ort, wo die Kneipen Tag und Nacht geöffnet sind und die Leichen lebendiger erscheinen als die meisten "normalen" Erdenbürger.
Besser als der Klassiker aller Anti-Weihnachtsfilme?
Man braucht nur wenige Minuten um zu erkennen, dass es sich bei "Corpse Bride" um einen mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail bedachten Streifen handelt. Wieviel Mühe und Aufwand in diesem Puppenfilm stecken mag, ist wohl nicht mal ansatzweise zu erahnen. Das beginnt bei der Requisite mit all seinen verwinkelten Gassen und dunklen Wäldern. Oder die wilden Kamerafahrten durch die Straßen der düsteren Stadt. Der Höhepunkt des ausschweifenden Treibens mit obskuren Musical-Intermezzos, das übrigens hauptsächlich auf einer russisch-jüdischen Fabel basiert, sind jedoch die einzelnen Figuren, welche wunderbar ihrer Leihstimmen angepasst wurden. Da stimmt sowohl Bewegung als auch Haltung. Selbst die Optik ist verblüffend ähnlich. Vor allem im Falle von Johnny Depp, der den verträumten Victor spricht, meint man eine animierte Version des Originals vor sich zu sehen. Doch auch bei den anderen Protagonisten (Helena Bonham Carter als Corpse Bride und Emily Watson als Victoria) sind die Ähnlichkeiten der Figur zum Sprecher nicht zu übersehen. Wie bereits erwähnt: Unbedingt im Original anschauen.
Alles in allem ein herrlich versponnenes Märchen. Makaber, grotesk und auf seine eigene Weise wunderbar komisch. Unverkennbar im klassischen Stil von Tim Burton. Pure Magie. Vergleiche mit "The Nightmare Before Christmas" bieten sich natürlich an. Welchen Streifen ich denn nun den Vorzug geben würde? Keine Ahnung. Beides Meilensteine. Wobei "The Nightmare Before Christmas" den Vorteil genießt als erstes dagewesen zu sein. Dafür ist mir "Corpse Bride" natürlich besser in Erinnerung. Wie auch immer. Muss man gesehen habe. Und zwar beide. In diesem Sinne: Einigen wir uns auf Unentschieden und sehen "Corpse Bride" einfach als würdigen Nachfolger von "The Nightmare Before Christmas" an.
Tim Burton's Corpse Bride
Regie: Tim Burton.
Animation.
04.11.2005
[corpsebridemovie.warnerbros.com]
wasix - 5. Nov, 20:14 - [2005 Filme]
srocca - 6. Nov, 16:21:
Wowwww....
Für mich definitiv der bisherige Film des Jahres! Da kann kaum noch was besseres nachkommen.
wasix - 6. Nov, 17:25:
na ja, schau ma mal...
ist ohnehin nicht mehr weit bis zum großen listen-schreiben am jahresende.
punani - 8. Nov, 20:27:
muss ich mir unbedingt ankucken, aber es gibt so vieles gutes momentan - sei´s musik, kino oder weißnichwas - man müsste sich am besten klonen oder so
wasix - 9. Nov, 07:07:
stress
das ist der übliche overkill im herbst bzw. vor weihnachten. ich versuche mich jedes jahr auf's neue darauf einzustellen und scheitere jedes mal ...kläglich.für diesen film muss allerdings die zeit aufgebracht werden. unbedingt.