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Rückblick auf die Viennale 2005, Teil 1: Schwerpunkt "Spielfilm". Mit zwei Favoriten und jenen verpassten Möglichkeiten, die schon bald nachgeholt werden können.

Was waren das für Zeiten, als es bei der Viennale noch Filme wie "Pi", "Velvet Goldmine", "Blair Witch Project", "Memento" oder "Donnie Darko" zu bestaunen gab. Dabei keimte bei mir im Vorfeld - beim Programmsondieren und darauffolgenden Kartenanstellen - des diesjährigen Festivals sogar soetwas wie Hoffnung auf. In Form des Midlife-Crisis-Schocker "Edmond". Nur wurde dieser im letzten Moment abgesagt. Das Bemerkenswerte daran: Dessen Ersatz avancierte zu meinem absoluten Höhepunkt der Viennale 2005. Mehr dazu in absehbarer Zukunft. Zuerst zu zwei anderen Highlights...

Transsexual America.

Kevin Zegers - Felicity HuffmanDer Filmtitel als Wortspiel. Einerseits ist "Transamerica" ein Roadmovie, der seine zwei Hauptakteure quer durch Amerika führt. Andererseits ist einer der beiden Charaktere eine Transsexuelle (Felicity Huffman). Unmittelbar vor der letzten Operation erfährt diese, dass sie vor 17 Jahren Vater geworden ist. Und das Ergebnis des einzigen sexuellen Kontaktes mit dem vormals anderen Geschlecht sitzt zur Zeit in Jugendhaft. Also macht sie sich auf dem Weg von Los Angeles nach New York. Bei dem ersten Aufeinandertreffen mit dem Sohn (Kevin Zegers) hält dieser sie allerdings für eine christliche Missionarin, die ihn bekehren will. Ein Missverständnis, das vorerst unaufgeklärt bleibt.

Regisseur und Drehbuchautor Duncan Tucker gelang mit seinem Spielfilm-Debut ein kurzweiliger und vor allem in der zweiten Hälfte äußerst witziger Streifen. "Transamerica" ist nicht unbedingt zum brüllen komisch, eher etwas zum schmunzeln. Herausragend dabei Felicity Huffman in der Rolle der Transsexuellen. Allein die Tatsache, dass die aus der TV-Serie "Desperate Housewives" bekannte Schauspielerin ohne Vorwissen weitgehend unerkannt bleibt, spricht für sie. Inzwischen wird unter Insidern sogar von einer anstehenden Oscar-Nominierung gemunkelt.

Meeting The Culkins.

Jennifer Jason Leigh - Don McKellarZwei seiner Kurzfilme liefen bereits vor zwölf Jahren auf der Viennale. 1998 wurde auch sein vielbeachtetes Langfilm-Debut "Last Night" gezeigt. Dieses Jahr lud man Don McKellar ein weiteres Mal nach Wien ein. Grund dafür war "Childstar", sein neuer Streifen über den bekanntesten Kinderschauspieler der Welt. Natürlich rein fiktiv. So heißt der Hauptdarsteller nicht etwa Culkin, sondern Taylor Brandon Burns (Mark Rendall). Und abseits des Erfolges ist dessen Leben ein einziges Fiasko. Seine Eltern (Jennifer Jason Leigh und Eric Stoltz) lassen sich gerade scheiden. Dazu plagen den 13-jährigen auch noch pubertäre Probleme. Als er für seinen neuesten Film nach Toronto kommt, soll sich dort der Experimentalfilmemacher und Gelegenheitschauffeur Rick - dargestellt von McKellar selbst - um den verzogenen Bengel kümmern. Was Probleme mit sich bringt, zeigt sich dieser von den Starallüren der jungen Berühmtheit nur wenig beeindruckt.

"Childstar" ist eine unterhaltsame Satire auf die Ausbeutung im Filmgeschäft. Nicht ausschließlich komisch, sondern durchaus auch von tragischen Aspekten gekennzeichnet. Beides trifft auch auf die Tatsache zu, dass Hollywood ausgerechnet am Plot des Film-im-Film, dem maßlos überzogenen Actionspektakel "The First Son", Interesse bekundet haben soll. Zumindestens wenn es nach den sarkastisch-witzigen Aussagen von Regisseur und Schauspieler Don McKellar nach der Aufführung von "Childstar" in Wien geht. Na ja, wie auch immer. Sympathischer Mann. Sympathischer Film.

Maybe Next Time...

Wäre da nicht die liebe Zeitnot, es hätte mit Sicherheit noch so manch cineastisches (Spielfilm-) Schmankerl zum entdecken gegeben. Ich stelle allerdings auch die vage Behauptung auf, dass mir kein wirklicher Reißer - zumindestens hinsichtlich meines bescheidenen Filmgeschmacks - entgangen ist. Und wenn doch, dann könnte es in manchen Fällen schon in naher Zukunft Abhilfe geben. In den letzten Tagen und Wochen kristallisierten sich nämlich immer mehr Starttermine für Filme heraus, die auf der Viennale liefen. Beispielsweise "Me And You And Everyone We Know" (18.11.2005) oder "Match Point" (30.12.2005). Und wer an "Dogville" noch nicht verzweifelt ist, der wird sich auch über "Manderlay" (16.12.2005) freuen.

"Good Night, And Good Luck", die zweite Regiearbeit von George Clooney, soll hingegen erst nächstes Jahr in den heimischen Kinos anlaufen. Nicht weiter schlimm, hält sich meine Begeisterung dafür ohnehin in Grenzen. Mit ein Grund ist die organisatorische Unfähigkeit seitens der Viennale. Wenn schon Freikarten für die Abschlussgala vergeben werden, man sogar ein Bestätigungsschreiben dafür zugeschickt bekommt und sich auch noch überpünktlich bei der Menschenschlange vor der Kassa anstellt, dann sollte das mit dem Kinobesuch auch klappen. Stattdessen bekam man an jenem Mittwochabend im Foyer des Gartenbau-Kinos zu hören, dass etwas schiefgelaufen sei und man deshalb nicht mehr in den Saal komme. Ärgerlich, das alles. Wohl nicht genug V.I.P. gewesen. Inmitten all der versammelten Pseudo-Promis.

[Rückblick auf die Viennale 2005, Teil 2]

TransamericaTransamerica
Regie: Duncan Tucker.
Mit Felicity Huffman, Kevin Zegers, Fionnula Flanagan.
Viennale 2005




ChildstarChildstar
Regie: Don McKellar.
Mit Don McKellar, Jennifer Jason Leigh, Mark Rendall.
Viennale 2005


[childstar-movie.com]