header
 
Wenn schon nicht in heimischen Lichtspielhäusern, dann wenigstens auf DVD: "Walk Hard: The Dewey Cox Story", das etwas andere Musik-Biopic. Irgendwo zwischen Persiflage und Klamauk.

John C. Reilly in "Walk Hard: The Dewey Cox Story"

Dewey Cox hat eine bewegende Karriere hinter sich. Er ist das, was man in Musikgeschichtsbüchern als Rock N' Roll-Legende definiert. Mit allen Ups & Downs. Einer, der sämtliche einschlägigen Lifestyles durchlebte. Er hatte unzählige Hits, füllte Arenen in der ganzen Welt, erzeugte unter seinen Fans regelrecht Massenhysterie. Dewey Cox war aber auch einer, der jeden nur erdenklichen Griff ins Fettnäppchen mitnahm. Keine Droge, mit der er nicht Bekanntschaft machte. Einhergehend mit dem einen oder anderen Entzug. Nebenbei blieb ihm aber auch noch Zeit - laut Eigenangabe - mit 411 Frauen zu schlafen, dreimal zu heiraten und Vater von 22 Kindern und 14 Stiefkindern zu werden. Kurz: Dewey Cox lebte ein Leben, das man eines Rockstars durchaus als würdig bezeichnen kann. Wäre da nicht das Eine, das er seinem von ihm im Kindesalter versehentlich mit einer Machete in Zwei geteilten, vom Vater stets als viel begabteren gelobten, älteren Bruder versprochen hatte: Sein musikalischer Geniestreich, sein unvollendetes Meisterwerk, sein "Smile".

Jake Kasdans "Walk Hard" ist eine einzig große Verarschung. Zuallererst in Richtung oscarprämierter Musiker-Biografien wie "Walk The Line" oder "Ray". Gleichzeitig wird liebevoll-ironisch auf die Schippe genommen, was in der Pop/Rock-Geschichte seit den Fünfzigern Großes geleistet hat. Wobei sich "Walk Hard" als Meisterwerk mehr oder minder versteckter Seitenhiebe erweist. Das beginnt bereits beim Filmposter, wo Cox-Darsteller John C. Reilly in der berühmten Jim Morrison-Pose des "Best Of The Doors"-Album-Covers posiert. Noch eindeutiger die musikalischen Querverweise: Johnny Cash, Bob Dylan, Ray Charles, David Bowie. Um nur einige zu nennen. Hervorzuheben auch Cox' Spätsechziger-Phase, welche eindeutig an Brian Wilson von den Beach Boys und dessen Streben nach der "Teenage Symphony To God", eben jenem bis vor drei Jahren von unvollendeten "Smile", angelehnt ist. Inklusive jeder nur erdenklichen Spinnerei, die man in einem Tonstudio aufführen kann: Orchestraler Flower-Power-Pop eines ausgeflippten Genies mit langen Haaren und Vollbart, umringt von unzähligen Musikern, Aborigines und Ziegen.

"Walk Hard" ist urkomisch und trotzdem weit davon entfernt als witzigste aller Parodien in die Filmgeschichte einzugehen. Vor allem aufgrund all jener, die mit der bunten Musikhistorie der letzten 50 Jahre nur wenig anfangen können. Denn genau bei denen wird so manch Lacher etwas zögerlicher bis gar nicht rüberkommen. Nicht, dass "Walk Hard" anspruchsvolle Kost wäre, im Gegenteil, nur erweist es sich als nicht so leicht, das dargebrachte Feuerwerk an Gags als Ganzes zu durchschauen. Bleiben als besondere Schmankerln immer noch die zahlreichen Auftritte namhafter Pausenclowns. Helden von Gestern, dargestellt von bekannten Gesichtern aus Musik und Film. Sei es Jack White als Elvis Presley. Oder die Beatles während ihres Indien-Trips mit Jack Black als Paul, Paul Rudd als John, Justin Long als George und Jason Schwartzman als Ringo. Nicht zu vergessen Frankie "Malcolm" Muniz als Buddy Holly und Eddie Vedder als... Eddie Vedder. Allein deshalb muss man "Walk Hard" gesehen haben. Und die Musik? Besser, viel besser als zu befürchten war.

Walk Hard: The Dewey Cox StoryWalk Hard: The Dewey Cox Story
Regie: Jake Kasdan.
Mit John C. Reilly, Jenna Fischer, Raymond J. Barry.
DVD (OF)


[walkhard-movie.com] [imdb.com]

[UPDATE: WHITE STRIPES (11)]